Frage: Ich wende mich heute an Sie, um Ihre Meinung zu hören. Ich habe dieses Jahr (2009) ein Frühbeet mit Auslauf für meine beiden jungen Maurischen Landschildkröten, Faro und Soraya, gebaut (siehe Foto) und sie seit dem Frühjahr durchgehend draußen gelassen. Faro, jetzt etwa zwei Jahre alt, hat seit einiger Zeit seine Aktivität deutlich reduziert und seit Mitte September ist er sogar trotz eines Heizstrahlers und auch trotz des eigentlich noch recht guten Wetters nicht mehr aus seinem Versteck gekommen. Dabei liegt die Schildkröte nur einige Zentimeter unter dem Rindenmulch, der sich tagsüber an der Septembersonne noch ziemlich erwärmt.

 

SandkastengehegeFoissierkleinEtwa drei Jahre lang soll dieses zweiteilige, im Frühjahr 2009 gebaute Aufzuchtgehege für Faro und Soraya ausreichen, dann dürften die beiden für den Garten groß genug sein. Wie man sieht, habe ich dazu einen Sandkasten-Bausatz und im Anschluss daran ein Frühbeet mit einer gemeinsamen Durchgangsöffnung, links unten gerade noch zu erkennen, gewählt. Die Tiere gehen bei schlechtem Wetter gerne in das Frühbeet, das wie das Sandkasten-Freigehege direkt an der Hauswand steht und schlafen auch darin. An kühlen Tagen kann ich eine Wärmelampe zuschalten. Ein zweiteiliger Deckel mit Maschendraht, hier links am äußeren Bildrand hochgeklappt zu sehen, schützt den beiden juvenilen Schildkröten. Foto: B.F.

 

 

FaroSorayaFoissierklein

Die beiden Maurischen Landschildkröten Faro (rechts) und Soraya vertragen sich gut miteinander im gemeinsamen Gehege. Beide Fotos: B.F.

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe deshalb gestern eine Box mit Erde, Mulch und Moos vorbereitet, Faro hineingesetzt und in meinen Keller gebracht. Dort ist es konstant kühl und die Schildkröte sitzt mit halb eingezogenem Kopf und fest verschlossenen Augen auf der Erde. Ich denke es geht ihr gut; sie hat seit letztem Jahr schon etwa 60 g zugenommen und war dieses Jahr sehr aktiv; ein Wurmtest war negativ. Habe ich mich richtig entschieden? Was hätten Sie an meiner Stelle getan?
Mein anderes Tier, die noch jüngere Soraya, ist dagegen noch recht aktiv, hat noch Appetit und genießt - wenn vorhanden - die Sonne und Wärme. Ich werde sie auch so lange draußen lassen (das Gehege steht geschützt an der Terrassenwand und unter der Überdachung) bis auch sie nicht mehr zum Vorschein kommt.
B. F.

 

 

Antwort: Wenn Sie mich so konkret fragen: ich hätte den schläfrigen Faro, vorausgesetzt er ist völlig gesund, aus seinem Versteck genommen, an die Sonne gesetzt (gerade heute, am 21. September, war es bei uns in Südbayern mit fast 25 °C sehr warm und sonnig) und den Zugang zum Versteck tagsüber verschlossen. Geben Sie Faro ausreichend Gelegenheit zum Trinken: ein 10-minütiges Bad im lauwarmen Wasser, jeden zweiten oder dritten Tag, würde nicht schaden. Trocknen Sie die Tiere nach dem Bad vor dem Zurücksetzen ins Freie gut ab.
Für die Einwinterung der Schildkröte im kühlen Keller, vielleicht noch dazu mit vollem Verdauungstrakt, ist es jedenfalls jetzt meiner Meinung nach selbst für eine zweijährige Schildkröte noch zu früh, weil die Tagestemperaturen noch zu hoch sind. Das Tier schläft dann noch nicht tief, bewegt sich vielleicht sogar und verliert dadurch Energiereserven. Andererseits nimmt es keine Nahrung mehr zu sich, weil es im Keller nicht warm und hell ist.
Seinen Sie nicht beunruhigt, wenn die Schildkröten im Herbst mal ein paar Tage lang nicht zu sehen sind – vor allem nach kalten Nächten mit einstelligen Temperaturen; das passiert in der Natur ebenfalls. Bei kühlem und nebligem Wetter, wie es uns nach den sonnigen Herbsttagen bevorsteht, sehe ich meine Tiere draußen mitunter eine ganze Woche lang nicht. Doch bei Sonnenschein sind sie zum Sonnenbad wieder da, selbst wenn es nur für zwei Stunden ist, und fressen auch noch etwas vom angebotenen Wiesengrün.

 

Horst Köhler (1. Oktober 2009)