Auf der Seite „Fragen & Antworten“ wollen wir auf interessante Anfragen unserer Besucher rund um das Thema Landschildkröten antworten. Sollten wir trotz Recherchen in der Fachliteratur bzw. bei Kollegen keine Antwort geben können - niemand kann schließlich alles wissen - werden wir uns bemühen, eine entsprechende Stellungnahme von einem Biologen oder Herpetologen zu erhalten. Wir bitten Sie, uns eventuelle Fragen per Brief oder Fax oder Email zu übersenden. Ihre Frage erscheint im Netz, wenn gewünscht, nur mit Ihren Initialen und Ihrem Wohnort, der volle Namen und die Anschrift wird dann nicht angegeben.
Unsere Besucher sind vielmals eingeladen, die Beiträge in dieser Rubrik durch eigene Erfahrungen oder Beobachtungen aus ihrer Sicht zu kommentieren bzw. zu ergänzen.

Hier die Kontaktmöglichkeiten:

Horst Köhler
Kleestr. 4
86316 Friedberg-Wulfertshausen

Tel. 0821 / 78 21 58
Fax 0821 / 78 11 49
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Frage: Ich pflege meine beiden drei Jahre alten und rund 160 g schweren griechischen Landschildkröten im Sommer in einem Frühbeet mit anschließendem Freigehege in meinem Garten. Obwohl wir jetzt im Juni bereits schönes und warmes Wetter haben, haben sich beide seit einiger Zeit vergraben. Eine der beiden fand ich nach 2 Wochen unter dem Substrat des Frühbeethauses, die andere war aber dort nicht auffindbar, denn ich habe schon die gesamte Einstreu entfernt. Sie muss also im Freigelände sein, aber wie kann ich sie dort finden? Wenn ich das gesamte eingegrenzte Schildkrötenareal mitsamt Rasen umgrabe, bin ich mindestens einen Tag lang beschäftigt. Sicherlich wird dabei der Rasen beschädigt. Außerdem habe ich Angst, dass ich mit dem Spaten möglicherweise die Schildkröte verletze. Sind meine Tiere evtl. sogar krank? H.G. (telefofnisch)  


Antwort: Dort, wo Ihr Freigehege von einer geschlossenen Rasennarbe bedeckt ist, brauchen Sie gar nicht erst zu suchen, denn Schildkröten dürften sich kaum durch die dicke und feste Rasendecke durcharbeiten wenn es an anderer Stelle viel leichter geht. Beginnen Sie also die Suche dort, wo es das Tier leichter gehabt haben könnte, sich einzugraben, also an lockeren Stellen ohne Rasen. Sehen Sie genau hin, ob Sie bei Wegräumen oberflächennaher Schichten von Erde, Rindenmulch und Geröll, z.B. mit einem Garten-Handrechen, nicht schon die höchste Carapax-Wölbung des vermissten Tieres entdecken können. Wenn diese Suche ergebnislos verläuft, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als mit Hilfe eines unten zugespitzten Rundholzes von ca. 12-16 mm Durchmesser aus dem Bau- bzw. Gartenmarkt alle 8 - 10 cm in die Erde zu stechen, so lange, bis Sie einen Widerstand spüren, der dann die Schildkröte sein kann. Auf dieses Werkzeug kam ich, als ich an die Suche nach verschütteten Lawinenopfern in den Bergen dachte. Verwenden Sie aber keinen schweren Eisenstab und rammen Sie das Werkzeug nicht mit voller Wucht in den Boden. Damit das "Suchwerkzeug" leicht in den Boden eindringt, warten Sie einen Regentag ab oder wässern Sie das Freigehege vor der Suchaktion gründlich.

Die Frage, warum sich europäische Landschildkröten überhaupt in der warmen Jahreszeit eingraben, ob sie evtl. sogar krank sind, wird bei Gelegenheit an andererer Stelle dieser Website ausführlicher beantwortet.


Rückmeldung des Anfragers: Mit Hilfe des vorgeschlagenen "Stechwerkzeuges" wurde das eingegrabene Tier bereits nach knapp einstündiger Suche gefunden und zwar tatsächlich an einer Stelle ohne Pflanzen- und Grasbewuchs. Die höchste Carapaxwölbung befand etwa 3 cm unter der Bodenoberfläche. Nach einem Säuberungsbad im lauwarmen Wasser hat die Schildkröte sofort zu Fressen begonnen. Krankheitsanzeichen waren nicht zu erkennen.


Horst Köhler (17. August 2009)

Was tun im Oktober: meine griechische Schildkröte ist noch aktiv, die maurische dagegen schon sehr träge? 


Frage: Ich besitze eine griechische und eine maurische Landschildkröte, beides Nachzuchten aus 2007, die jetzt also knapp vier Monate alt sind. Während das griechische Schildkröten-Baby noch munter ist und frisst, hat sich das maurische Tier im gleichen Terrarium bereits vergraben. Was ist zu tun?  

Antwort: Dass sich Schildkröten im ersten Jahr kurz vor dem Wintereinbruch bezüglich ihrer Aktivität ganz unterschiedlich verhalten, kommt nicht nur in artverschiedenen sondern auch in artgleichen Gruppen vor. So beobachte ich jedes Jahr im Spätherbst, wie sich einige meiner maurischen Nachzuchten nicht mehr sehen lassen, andere aber mit dem Einschalten des Lichts wenigstens noch für täglich einige Stunden munter sind.

In Ihrem Fall können Sie das schon lethargische maurische Schildkröten-Baby aus dem Substrat holen, einige Minuten lang im lauwarmen Wasser baden und dann direkt in den Licht-Strahlungskegel neben etwas Futter und das noch aktive Tier setzen. Sollte es sich trotzdem sofort wieder eingraben, dann ist es bereit für die Winterruhe, sollte dann aber auch nicht mehr länger durch die heiße Lampe bestrahlt werden. Setzen Sie also das Tier, nachdem Sie es gewogen haben, in einen Überwinterungskarton passender Größe (z.B. Schuhkarton) mit geeignetem Substrat, und lassen Sie diesen noch mindestens 2-3 Tage ohne Beleuchtung im warmen Wohnraum stehen. Danach stellen Sie den Karton einige Tage in einen etwas kühleren Raum (z.B. Hausgang) und erst danach schließlich in den eigentlichen kalten Überwinterungsraum. Ihr jetzt noch aktives griechisches Schildkröten-Baby kann noch so lange allein im Terrarium zubringen, bis es ebenfalls träge wird und die Futteraufnahme einstellt. Dann gehen Sie analog wie oben beschrieben vor. Wenn die „Griechin“ fest schläft, können Sie sie vorsichtig zu der maurischen Schildkröte setzen.

Horst Köhler (30. November 2007)

Frage: Sehr geehrter Herr Köhler, bei der Übernahme von zwei maurischen Landschildkröten-Babys im Sommer sagten Sie mir, dass eine UVB-Versorgung für Landschildkröten sehr wichtig sei. Deswegen brachte ich sie in der warmen Jahreszeit wie von Ihnen empfohlen auch immer wieder ins Freie, doch nun pflege ich sie seit September in einem Terrarium und möchte mir dazu eine UVB-Leuchtstoffröhre kaufen. Benötige ich eine mit 5 % UVB oder mit 8 %?

Antwort: Warten Sie mit dem Kauf erst mal ab und bereiten Sie Ihre beiden Landschildkröten in den nächsten Tagen zunächst auf den ersten Winterschlaf (ca. 10-12 Wochen lang) vor. Wir haben jetzt Mitte November, also die richtige Zeit dafür.

Bezüglich der für eine gegebene Situation optimalen UVB-Bestrahlung herrscht im Handel leider eine Situation, die durch weitgehende Unsicherheit auf diesem, zugegeben nicht einfachen Gebiet geprägt zu sein scheint. Fragen Sie doch mal im Geschäft nach, was die Prozentzahl 5 oder 8 % eigentlich konkret besagt – ich würde mich freuen, wenn Sie eine korrekte Antwort erhalten würden. Wenn ein Hersteller zwei Röhren mit der gleichen Lichttechnik anbietet, dann sollte natürlich die mit der höheren Prozentzahl mehr UVB abgeben, was aber nicht immer zutrifft. Es ist auch noch lange nicht gesagt, dass zwei Röhren verschiedener Hersteller, beide mit dem Aufdruck 8 % UVB, auch wirklich die gleiche absolute UVB-Strahlungsmenge abgeben; und nur auf die kommt es nämlich an, nicht auf eine „diffuse“ Prozentzahl. Außerdem muss man wissen, dass bei allen UV-Strahlungsquellen umso weniger UVB bei den Tieren ankommt, je größer der Bestrahlungsabstand ist. Die ReptoGlo8.0-Leuchtstoffröhre von Exo Terra gibt beispielsweise in 35 cm Abstand nur noch 14 % der erzeugten UVB-Strahlung ab, die in 5 cm Abstand gemessen wird. Besser wäre also, man hängt eine solche Röhre auf 15 oder 20 cm Höhe über den Schildkröten ab, aber wie sieht das dann aus?

Die UVB-Röhre oben auf das Glasterrarium zu legen wäre übrigens ein richtiger „Schildbürgerstreich“, denn normales Fensterglas lässt die UVB-Strahlung nicht durch.

Sie haben mit dem Kauf einer UVB-Strahlungsquelle noch zwei bis drei Monate, nämlich bis zur Auswinterung, Zeit. Nutzen Sie in der Zwischenzeit unser Hotline-Angebot, wobei für eine Kaufempfehlung Größe und vor allem Höhe des Terrariums bekannt sein müssen. Und löchern Sie ruhig die Verkäufer in den Zoofachgeschäften mit Ihren Fragen…


PS: Das Thema UVB-Bestrahlung von Landschildkröten ist wichtig und muss neutral und fundiert kommuniziert werden. Daher haben wir uns entschlossen, in dieser Website rechtzeitig zum Beginn der Schildkröten-Saison 2008 eine mehrteilige fundierte Artikelserie zum Thema „UVB-Versorgung: draußen und drinnen“ zu starten. Sie finden diesen Beitrag in der Rubrik "Fachartikel".

Horst Köhler (30.11.2007)

Frage: Meine Schildkröten sind nunmehr zwischen vier und sechs Jahre alt. Zum ersten Mal musste ich dieses Jahr erleben, dass in der bisher so harmonischen Gruppe öfters Streit ausbricht. Welche Maßnahme soll ich ergreifen?

Antwort: Es ist eigentlich etwas zu wenig an Information, um hier einen guten Rat geben zu können. Daher kann ich auch nur einzelne Vermutungen äußern:
(1) Ist vielleicht das Terrarium oder das Gehege für die Gruppengröße zu klein? Wenn das zutrifft, muss die den Tieren zur Verfügung gestellte Grundfläche entsprechend vergrößert werden. Ist dies nicht möglich, müssen Sie sich von dem einen oder anderen Tier trennen (Sie haben nicht erwähnt, wieviele Schildkröten Sie auf welcher Fläche pflegen).
(2) Besteht Ihre Schildkrötengruppe aus artverschiedenen Tieren? Wenn sich artfremde Schildkröten gegenseitig bekämpfen sollten, dann müssen Sie die Arten trennen oder aber eine Entscheidung darüber treffen, welche Art Sie behalten wollen. Die andere müssen Sie, so leid es Ihnen wahrscheinlich auch tut, abgeben.
(3) Streit unter Landschildkröten kann auch bei einem ungünstigen Geschlechterverhältnis auftreten, zum Beispiel wenn die Gruppe aus mehr Männchen als Weibchen besteht und mehrere Männchen um ein einziges Weibchen kämpfen. Auch hier kann Tausch und Verkauf zur Erzielung eines günstigen Verhältnisses Männchen zu Weibchen (günstig: 1 Männchen auf 2 Weibchen) helfen.
(4) Schließlich: wenn die Unruhe immer vom gleichen Tier ausgeht, dann könnten Sie versuchen, es für eine bestimmte Zeit, z.B. einige Wochen, aus der Gruppe zu nehmen und separat unterzubringen. Verhält es sich später nach dem Zurücksetzen gegenüber den anderen Tieren nicht anders als zuvor, sollten Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dieses Tier abzugeben.

Horst Köhler (17. Dezember 2007)

Frage: Ich habe mir letzten Sommer ein Landschildkröten-Baby gekauft, das jetzt etwa sechs Monate alt ist und zurzeit alleine in einem Terrarium so lange groß gezogen wird, bis es in ein Freigehege umziehen kann. Dieses Jahr (2008) möchte ich mir allerdings noch ein zweites Tier dazukaufen. Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass die kleine Schildkröte relativ häufig, drei bis vier Mal jeden Tag, auf dem Rücken liegt, vermutlich mehrere Stunden lang. Meist geschieht dies eigenartigerweise in der Nähe einer der beiden Stirnseiten meines Terrariums. Was kann das sein? R.G., Donauwörth

Ursache: Zunächst schlug ich dem Schildkrötenhalter telefonisch einen Austausch seines groben Bodengrundes gegen feine "Pinienerde" vor, damit die kleine Schildkröte sicherer laufen kann. Da dies das Problem nicht behob, fuhr ich nach Pöttmes (der Ort liegt nicht sehr weit von meinem Wohnort entfernt) und beobachtete das Tier eine Weile in seinem Terrarium, das in der Nähe des Fensters aufgestellt war. Tatsächlich bevorzugte es als Laufstrecke eine bestimmte Stirnseite, und zwar die dem Fenster zugewandte. Immer wieder machte es Anstalten, genau dort hochzuklettern und fiel dabei eben manchmal nach hinten auf den Rücken. Da die Schildkröte beim bloßen Ansehen in Ordnung war und sich auch normal bewegte, vermutete ich, dass die Ursache damit zu tun hatte, dass die bewusste Stirnseite vom einfallenden Sonnenlicht direkt beschienen wurde. Zwar waren die drei Seiten des Terrariums mit einer Rückwandfolie beklebt, doch schien die Sonne durch die vordere Stirnseite mitsamt Deko-Folie durch und ließ diese Seite hell erscheinen. Vermutlich ließ sich die Schildkröte dadurch irritieren und erkannte die Grenze ihres Innenngeheges nicht. Versuchsweise klebte ich daraufhin die untersten 15 cm Scheibenhöhe von außen mit einem entsprechend breiten Kartonstreifen ab und siehe da, das Problem war gelöst: die Sonne konnte den unteren Bereich nicht mehr durchdringen, der von innen gesehen nunmehr dunkel erschien. Das Schildkröten-Baby bemerkte die "Lichtänderung" und unterließ von da an seine Versuche, an der Scheibe hochzuklettern.

Horst Köhler (17.2.2008)