Auf der Seite „Fragen & Antworten“ wollen wir auf interessante Anfragen unserer Besucher rund um das Thema Landschildkröten antworten. Sollten wir trotz Recherchen in der Fachliteratur bzw. bei Kollegen keine Antwort geben können - niemand kann schließlich alles wissen - werden wir uns bemühen, eine entsprechende Stellungnahme von einem Biologen oder Herpetologen zu erhalten. Wir bitten Sie, uns eventuelle Fragen per Brief oder Fax oder Email zu übersenden. Ihre Frage erscheint im Netz, wenn gewünscht, nur mit Ihren Initialen und Ihrem Wohnort, der volle Namen und die Anschrift wird dann nicht angegeben.
Unsere Besucher sind vielmals eingeladen, die Beiträge in dieser Rubrik durch eigene Erfahrungen oder Beobachtungen aus ihrer Sicht zu kommentieren bzw. zu ergänzen.
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Horst Köhler
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86316 Friedberg-Wulfertshausen
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Antwort: In gewissen Grenzen, ja, denn wie alle Reptilien häuten sich auch Landschildkröten periodisch an Hals sowie an den Vorder- und Hinterextremitäten. Dies geschieht also auch in der Natur bei Schildkröten jeglichen Alters.
Zum Teil kann der Hautverlust am Hals aber auch eine Art mechanischer Abrieb durch die ständigen Kopfbewegungen der Tiere sein. Prüfen Sie also mit dem Finger, ob sich am Kehlschild (direkt unter dem Hals) oder unter dem Nackenschild (direkt oberhalb des Halses) ein scharfkantiger Grat gebildet hat, an dem Hals bzw. Kopf ständig reiben. Wenn ja, entfernen Sie ihn vorsichtig mit einer Nagelfeile, am besten einer Feile aus Holz oder Glas, um Verletzungen auszuschließen. Wenn Sie sich dies nicht zutrauen, kann jeder Tierarzt eine etwa vorhandene Rauigkeit in wenigen Augenblicken mit einem kleinen batteriebetriebenen Mini-Schleifer entfernen.
Was die nächste Überwinterung 2008/09 anlangt, so versuchen Sie Ihre beiden Schildkröten durch langsame Abkühlung zum Schlafen zu bringen. Es schadet den Tieren nicht, wenn sie im Oktober oder November nach dem Anpassen an ein niedrigeres Temperaturniveau von z.B. 15 °C noch ein oder zwei Wochen in der kalten Garage bei Werten um 5 °C zubringen.
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Antwort: Möglicherweise sind Ihre beiden Schildkröten durch das (zu frühe ?) Wecken im Rhythmus durcheinander geraten, vielleicht sind sie aber auch krank. Damit Sie Ihre Tiere nicht ständig stundenlang suchen müssen und sie besser beobachten können, sollten Sie sie bis Ende der laufenden Saison in einer entsprechend großen Plastikschale (z.B. Unterteil eines Nagerheims) im Gehege halten. An kalten Tagen und nachts können Sie die beiden ja ins Frühbeet überführen, wobei Sie natürlich die Überwinterungsgrube abdecken und die Türe verschließen müssen. Beobachten Sie Fress- und Laufverhalten der beiden "Griechen" genau und lassen Sie eine frische Kotprobe auf Parasiten untersuchen.
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Antwort: Ganz so einfach, wie Sie sich das mit den verlegten EU-Papieren denken, ist es nicht. Diese Papiere werden nämlich nicht vom Züchter ausgestellt, sondern in Bayern von den Unteren Naturschutzbehörden in den Landratsämtern der Kommunen bzw. der Städte. Am Besten sprechen Sie über die Situation zunächst mit dem für Sie zuständigen Landratsamt, bei dem Sie die Tiere angemeldet hatten. Unter Umständen hat auch die ausstellende (Erst-) Behörde Kopien der Originale, doch Kopien von Kopien erfüllen möglicherweise nicht die verlangte Qualität: man sollte ja auf den Fotos der Schildkröten zur Identifizierung auch noch feine Nähte und andere Körpermerkmale sehen können.
Was ich als Züchter beitragen könnte, wäre neben den "amtlichen" Schildkröten-Nummern eine schriftliche Bestätigung, dass Sie damals wirklich Nachzuchten bei mir gekauft hatten.
EU-Schildkrötenbescheinigungen sind wichtige Dokumente, die man sehr gut aufbewahren sollte.
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei dem jüngeren Tier um ein Männchen handelt. Bei dem älteren Tier bin ich mir aber nicht sicher. Könnte es sich bei dem älteren Tier trotz des Paarungsverhaltens auch um ein männliches Tier handeln?
Wenn sich das ältere Tier zu sehr bedrängt fühlt, sucht es das Weite. Ich habe auch schon die beiden Tiere getrennt als die Annäherungsversuche des jüngeren Tiers zu heftig wurden. Zu meinem Erstaunen hat das ältere Tier dann nach dem jüngeren gesucht und sogar zwei übereinander aufgestellte Plastersteine (20 cm Höhe) überklettert um in das Gehege zu dem jüngeren Tier zurückzukommen.
Wenn es sich um zwei männliche Tier handelt, ist dann dieses Verhalten normal oder ist es doch eher warscheinlich, dass es sich bei dem älteren Tier um ein Weibchen handelt? R.S., Wohnort nicht bekannt
Antwort: Die Geschlechtserkennung ist bei maurischen Landschildkröten, Testudo graeca, im Gegensatz zu den griechischen Arten nicht ganz so einfach. Ich bin mir sogar im natürlichen Verbreitungsraum bei wild lebenden Tieren nicht immer ganz sicher. Wenn Sie aber überzeugt sind, dass es sich bei einer der beiden Schildkröten um ein Männchen handelt, dann müsste es beim zweiten Tier durch einen genauen Vergleich der sekundären Geschlechtsmerkmale (Form und Größe des Schwanzes, Lage der Kloake, Aussehen des Plastronendes, ist schon eine konkave Eindellung des Bauchpanzers erkennbar?) schon möglich sein, zu sagen ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt, vor allem dann, wenn Ihre beiden Tiere vom gleichen Elternpaar sind. Außerdem werden auch bei Testudo graeca die Weibchen größer als die Männchen.
Ein Reptilien-Fachtierarzt könnte das Geschlecht feststellen, doch diese Untersuchung kostet um 50 € plus Mehrwertsteuer.
Generell kommt es schon vor, dass (halbwüchsige) gleichgeschlechtliche Schildkröten paarungsähnliche "Übungen" veranstalten. Ich erlebe dies gerade bei meinen beiden weiblichen Sternschildkröten, obwohl sie schon 10 Jahre alt sind. Wenn Ihr älteres Tier nach dem abgetrennten jüngeren sucht, dann bedeutet dies nicht zwingend, dass Sie ein Paar besitzen, sondern einfach nur, dass das eine Tier seinen "vertrauten" Spielpartner vermisst.
Wenn Sie mir gute Plastronaufnahmen (der hintere Teil ist entscheidend) der beiden Schildkröten mailen könnten, könnte ich vielleicht mehr sagen.
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Frage: Zurzeit halten wir neben einigen griechischen und maurischen Landschildkröten und einem ca. 800 g schweren Weibchen der nordafrikanischen maurischen Landschildkröte, Testudo graeca graeca, auch ein etwa 100 g schweres Jungtier der gleichen Unterart, vermutlich ein Männchen. Es wurde Anfang Juli 2008 in unserem Ort gefunden und uns von der Unteren Naturschutzbehörde zur Pflege überlassen. Soweit es vom Wetter her möglich war, haben wir dieses Tier in unserem Aufzuchtgehege im großen Schildkröten-Freigehege gehalten. Seit das Wetter schlecht ist, lebt es im Zimmerterrarium.
Nun aber zu unserer Frage: seit Anfang Oktober lässt die Aktivität und Fresslust dieser kleinen Schildkröte deutlich nach und sie schläft, trotz warmer und heller Haltung, tagsüber wesentlich mehr als bisher. Sie möchte wohl in den Winterschlaf gehen. Unser schildkrötenkundiger Tierarzt plädiert für einen verkürzten Winterschlaf von etwa Mitte Dezember für 8 bis 10 Wochen. Unsere übrigen Landschildkröten überwintern wir von Mitte November bis Ende März im Kühlschrank. Da maurische Landschildkröten aus Nordafrika ja nicht so kalt überwintert werden sollen wie mediterrane Schildkröten, überwintern wir unser T. g. graeca-Weibchen in einem kühlen Raum bei 11 bis 13 °C, und zwar meistens von Mitte November bis Ende Februar. Soll ich unseren kleinen T. g. graeca-Zugang genau so schlafen lassen? E.M.B., Hallertau/Oberbayern
Antwort: Eine gewisse Unsicherheit bei der Beantwortung Ihrer Frage besteht darin, dass Sie die genaue Herkunft Ihrer zweijährigen nordafrikanischen maurischen Schildkröte Testudo graeca graeca nicht kennen, denn diese Unterart bewohnt auch in Nordafrika die unterschiedlichsten Lebensräume und damit ganz unterschiedliche Klimazonen. Pieh (2000) glaubt beispielsweise aus Funden aktiver Exemplare im Spätherbst, dass die im Sousstal südlich der Hafenstadt Agadir in Marokko lebenden T. g. graeca keinen Winterschlaf (Hibernation) halten, im restlichen Marokko möglicherweise wohl eher. Auch ein anderer bekannter Autor, Zwartepoorte (2000), ist der Ansicht, dass T. g. graeca wegen der (relativ) milden Winter im natürlichen Verbreitungsgebiet keinen richtigen Winterschlaf macht und schlägt daher vor, die Tiere während unseres Winters bei Temperaturen zwischen 18 und 23 °C zu halten.
Hufer (2002) praktiziert bei seinen tunesischen Landschildkröten (Testudo graeca nabeulensis), die an hohe Luftfeuchtigkeiten adaptiert sind, mit gutem Erfolg eine kombinierte Terrarien/Freiland-Haltung, und zwar mit verschobenen Jahreszeiten. Dies bedeutet, dass das Freiland den Winter ersetzt und die Tiere den Zeitraum Sommer/Herbst in einer Terrarienanlage verbringen. Doch glaube ich nicht, dass Ihr ca. 800 g schweres Weibchen dieser kleinwüchsigen Testudo-Unterart angehört, denn die bislang publizierten Maximalgewichte für Weibchen liegen darunter.
Nun haben Sie aber offensichtlich mit der Überwinterung der in Ihrem Bestand befindlichen älteren T. g. graeca bei Temperaturen zwischen 11 und 13 °C keine schlechten Erfahrungen gesammelt und berichten von einer schon jetzt bei Ihrer kleinen T. g. graeca eingetretenen Müdigkeit und einem stark nachlassenden Appetit – trotz warmer und heller Haltung. Diese Signale sollten nicht ignoriert werden. Was also tun?
Vielleicht hilft ein Blick auf die Klimatabellen weiter: man findet dort beispielsweise für unsere Wintermonate Dezember, Januar und Februar folgende regionale Langzeit-Durchschnittstemperaturen:
13,1 - 12,5 - 13,3 °C für Casablanca/Agadir oder
12,4 - 11,3 - 11,9 °C für Tunis.
Zum Vergleich: Antalya, Südtürkei (Lebensraum von T. g. ibera): 11,4 - 9,8 - 10,3 °C.
Diese Werte zeigen, dass die nordafrikanischen Schildkröten zwar mit etwas wärmeren Wintertemperaturen konfrontiert sind als z.B. T. g. graeca in der Türkei, dass aber die Unterschiede viel geringer sind als allgemein angenommen wird. Der entscheidende Unterschied ist meiner Meinung nach auch nicht so sehr die Temperatur, sondern die Bodenfeuchtigkeit, denn im Vergleich zum türkischen Antalya (Regenmenge zwischen Dezember und Februar ca. 210 mm je Monat) sind die Winter in Nordafrika mit monatlichen mittleren Regenmengen um nur 60 l (Tunis/Casablanca) sehr trocken. Gelegentlich zu lesende Aussagen, dass die Schildkrötenpopulationen in Nordafrika feucht kühle Winter erleben, kann ich deshalb nicht nachvollziehen.
Daraus wage ich die Folgerung, dass die nordafrikanischen Formen der maurischen Landschildkröte, speziell T. g. graeca, durchaus eingewintert werden können, und zwar bei Temperaturen um 10 °C. Denn soll die Hibernation bei der ibera-Unterart eine Selbstverständlichkeit sein, bei T. g. graeca aber nicht, nur weil die örtlichen Biotoptemperaturen im Schnitt um nur 1 - 1,5 °C höher liegen?
Allerdings ist das Substrat während der Überwinterung von T. g. graeca deutlich weniger feucht zu halten als bei der Überwinterung der weiter nördlich beheimateten griechischen oder maurischen Landschildkröten. Als Dauer des Winterschlafs erscheint bei älteren T. g. graeca drei Monate als ausreichend. Eine gelegentliche Kontrolle sollte durchgeführt werden.
Für Ihr 100 g schweres Jungtier T. g. graeca schließe ich mich der Meinung Ihres Tierarztes an und plädiere ebenfalls für eine verkürzte, 2 bis 2 ½ Monate dauernde Winterruhe. So lange wintere ich übrigens auch meine jeweils aktuellen T. g. ibera-Nachzuchten ein. Im letzten Winter 2007/08 befand sich sogar ein nur 12 g schweres Schildkröten-Baby (aus dem letzten, kleinen Ei des dritten Geleges seiner Mutter) darunter: bei der Auswinterung, 10 Wochen später, war kein messbarer Gewichtsverlust festzustellen.
Literatur:
Hufer Hilmar (2002): Die tunesische Landschildkröte. DATZ-Sonderheft „Schildkröten“.
Pieh Alexander (2000): Impressionen aus verschiedenen Lebensräumen der Maurischen Landschildkröte in Marokko – ein Reisebericht. In DRACO-Themenheft „Mediterrane Landschildkröten“, Nr. 2
Zwartepoorte Henk (2000): Die maurische Landschildkröte Testudo graeca und ihre Unterarten. Tagungsband „Schildkröten“, Natur und Tier-Verlag Münster, 2000
Appell
Abschließend möchte ich langjährige Halter von T. g. graeca unter den Besuchern dieser Website bitten, mir ihre Erfahrungen speziell mit deren Überwinterung (oder Nicht-Überwinterung) mitzuteilen, um meine obige Antwort zu ergänzen oder auch ganz andere Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Schreiben Sie bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder schicken Sie einen kurzen Bericht per Post oder Fax an den Schildi-Verlag, Horst Köhler, Postfach 101926, 86009 Augsburg, Fax 0821 / 78 11 49.
Horst Köhler (1. November 2008)