Frage: Die Hersteller der ALLTOP-Plexiglas-Hohlkammerplatten behaupten in ihren Beschreibungen, dass die UVB-Strahlung der Sonne dieses Material ungehindert passiert. Auch Sie erwähnen dies ja in Ihrem Schildkrötenbuch. Dies mag für neue Materialien stimmen, aber wie sieht es mit dieser Behauptung eigentlich nach einigen Jahren bei einem gebrauchten Schildkrötenhaus aus? H.S., Recklinghausen

 

Antwort: Eine sehr gute Frage, zu deren Beantwortung ich heute - an einem sonnigen und wolkenlosen Herbstnachmittag - sofort einige UVB-Strahlungsmessungen durchführte. Mein etwa 1 m2 großes ALLTOP-Schildkrötenfrühbeethaus der Firma Beckmann ist nun etwas über drei Jahre in meinem Garten in Betrieb (siehe dazu Bild 1 in dem Artikel "Aufrüstung eines Beckmann-Schildkröten-Frühbeetes zur Pflege von Sternschildkröten" in der Rubrik "Berichte & Artikel") und wurde seit Juni 2010 nicht mehr von außen gesäubert (der häufige Regen nimmt mir diese Arbeit normalerweise ab). So war der Deckel etwas staubig (Blütenstaub) und, konstruktionsbedingt (leider keine absolute Dichtheit !) sind die Hohlkammern innen leicht angelaufen. Doch dieser Belag reduzierte die von außen ankommende UVB-Strahlungsintensität weniger stark als zunächst befürchtet: ohne jegliche Reinigung des Deckels innen und außen habe ich im Inneren des Beckmann-Schildkrötenhauses am Boden gegen 14 Uhr eine UVB-Stärke von 131 μW/cm2 gemessen im Vergleich zu 172 μW/cm2 zum gleichen Zeitpunkt außerhalb des Hauses, direkt in die Sonne gemessen. Nach einer Reinigung des Deckels an der Innen- und Außenseite mit einem feuchten Tuch (der Feuchtigkeitsfilm in den Hohlkammern war natürlich nicht zu entfernen) erhöhte sich die Intensität auf 146 μW/cm2. Dies bedeutet einen Strahlungsverlust von rund 15 % bei einem staubfreien Deckel.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Abfall im Laufe der Jahre vergrößert. Sollte sich in den Hohlkammern im Lauf der Zeit durch eindringende Feuchtigkeit zusätzlich zum Feuchtigkeitsfilm ein grünlicher Algenfilm entwickeln, dürfte sich der relative UVB-Abfall beim Durchgang der Sonnenstrahlung durch den Deckel weiter vergrößern, vor allem bei schrägem Einfall wie jetzt im Herbst oder im Frühjahr. Ich gehe jedoch davon aus, dass das innen ankommende UVB-Niveau immer noch deutlich höher sein wird als das im sonnengeschützten Mikrohabitat der Landschildkröten in der freien Natur.

Wer sich dafür interessiert, welcher UVB-Dosis sich frei lebende Landschildkröten im natürlichen Lebensraum aussetzen und was im Gegensatz dazu die im Handel erhältlichen UVB-Strahler liefern, dem sei das Studium unserer Rubrik "UVB-Fachartikel" empfohlen.

 

Horst Köhler (6. September 2010)