Bei seinen eingehenden Feldstudien an maurischen Landschildkröten (Testudo graeca ibera) fand Horst Köhler aus Friedberg / Bayern am 1. Juni 2008 in der Südtürkei ein 2,6 kg schweres Weibchen, von dem er glaubte, es auf den Tag genau zwei Jahre zuvor im gleichen Lebensraum schon einmal gesehen zu haben, auch wenn es mittlerweile auf dem Carapax eine relativ frische Rotmarkierung aufwies, die im Juni 2006 noch nicht zu sehen war. Endgültige Klarheit war natürlich erst nach Rückkehr von der Reise nach einem genauen Vergleich der neuen mit den alten Carapax- und Plastronfotos von 2006 möglich. Und siehe da, es handelte sich wirklich um das gleiche Tier. Der genaue Fundort lag nur etwa 50 m vom Fundort am 1. Juni 2006 entfernt, was für eine ungewöhnliche Standorttreue dieser Schildkröte spricht. Da das Tier am 1.6.2006 genau vermessen wurde, war es nun auch möglich, die in den zwei Jahren im gewohnten Lebensraum erfolgte Veränderung der Körpergröße und des Gewichtes zu ermitteln.

 

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Dies war der endgültige Beweis: oben die Plastronansicht des Weibchens in einer Aufnahme vom 1. Juni 2006, darunter die gleiche Ansicht, fotografiert am 1. Juni 2008. 2006 wurde das Tier auf Dia-Film fotografiert, zwei Jahre später mit einer Digitalkamera. Man beachte die langen Krallen der hinteren Extremitäten im unteren Bild. Fotos von Horst Köhler, veröffentlicht in SACALIA Nr. 21/2008.

 

Horst Köhler berichtete über diesen erfreulichen, sicherlich nicht ganz alltäglichen "Wiederfund" in der österreichischen Zeitschrift SACALIA, der Vereinszeitschrift der Internationalen Schildkröten Vereinigung. Dort stellt er die Schildkröte vor und beschreibt auch, wie es zu der Carapaxmarkierung gekommen sein könnte. Auch andere Schildkröten, die Köhler während seines Aufenthaltes vor Ort im Schildkröten-Biotop fand, waren relativ standorttreu: auf die meisten traf er nämlich nur einen oder zwei Tage später wieder.

Quelle:
Köhler Horst (2008): Standorttreue von Landschildkröten im natürlichen Lebensraum: wild lebende Landschildkröte nach zwei Jahren wiedergefunden. SACALIA 21 (6), S. 17-27

Horst Köhler (5. Dezember 2008)