In der Ausgabe 4/2008 (1. November) der Zeitschrift Schildkröten Im Fokus berichtet Alrun Reinarz aus Lübeck über ihre langjährigen Erfahrungen bei der Haltung und Zucht der klein bleibenden Ägyptischen Landschildkröte (Testudo kleinmanni). Sie fand unsere kalte Jahreszeit mit den dann eingewinterten europäischen Landschildkröten so ganz ohne Schildkröten "langweilig" und kam auf diesem Wege auf die Ägyptische Landschildkröte, deren Saison mit den ersten Paarungsaktivitäten der Männchen ab Ende November beginnt. Mitte Mai leitet die Autorin bei ihren insgesamt fünf adulten Tieren nach den letzten Eiablagen die Trockenruhe (Sommerruhe) ein und spätestens ab Mitte Juni gibt es dann weder Futter noch Wasser. Die Testudo kleinmanni sind in dieser Zeit fast vollständig inaktiv. Anfang bis Mitte September wird diese Sommeruhe durch einen kräftigen Wasserschauer aus der Gießkanne beendet.
Die drei Weibchen von Frau Reinarz legen höchstens zwei Eier je Gelege; maximal sind es vier Gelege je Saison. Im Jahr 2007 zeitigte sie insgesamt 20 Eier, aus denen nach 89 - 134 Tagen 15 Jungschildkröten schlüpften. Die winzigen Schlüpflinge sind nur zwischen 3 und 6 g schwer. Wenn sie dann nach einigen Tagen ans Futter gehen, fressen sie bald so viel, dass man Futtermenge und die Zahl der Fütterungen reduzieren muss.
Oben offenes Zimmerterrarium mit adulten Ägyptischen Landschildkröten. Die Männchen werden nur ca. 10 cm, die Weibchen höchstens 13 cm groß. Im Alter von etwa sechs Jahren sind die Tiere bereits geschlechtsreif.
Die Autorin bemüht sich sehr, die Haltungsbedingungen ihrer Ägyptischen Landschildkröten an die natürlichen Bedingungen im Herkunftsgebiet (wüsten- und steppenartige Landschaften)anzupassen. Dies betrifft nicht nur die Ernährung, sondern auch den relativ hohen Lichtbedarf und die Temperaturbedingungen mit deutlichen Nachtabsenkungen. Ihre adulten Tiere leben ganzjährig im Wintergarten mit einem Dach aus Hoklartherm-Doppelstegplatten (UVB-durchlässig !), wobei während der Schlechtwetterperioden je nach Witterung Lampen, Heizmatten und Heizkabel zugeschaltet werden können. Der Zuchterfolg von Frau Reinarz bestätigt, dass die Haltungsbedingungen stimmen.
Schlüpfling von Testudo kleinmanni. Die Inkubationszeit der Eier der Ägyptischen Landschildkröte liegt zwischen 89 und 134 Tagen. Nach dem Schlupf graben sich die Mini-Schildkröten erst mal für zwei bis drei Wochen in das Substrat des Terrariums ein, bevor sie mit dem Fressen beginnen. Beide Fotos von Alrun Reinarz.
Wer sich für diese Schildkrötenart interessiert, sollte europäische Nachzuchttiere großziehen und sich gar nicht erst mit den ohnehin sehr seltenen Wildfängen versuchen - und vor allem vor der Anschaffung den Artikel von Alrun Reinarz gründlich lesen. Die Ägyptische Landschildkröte ist nach der nur 9 cm groß werdenden Gesägten Flachschildkröte (Homopus signatus) aus West-Südafrika mit einer Carapax-Länge von nur etwa 12 cm die zweitkleinste Landschildkröte und die kleinste der Gattung Testudo. In Ägypten selbst ist ihr Vorkommen kritisch bedroht; lange Zeit wurde sogar angenommen, sie sei in diesem Land ganz ausgestorben.
Quelle:
Reinarz Alrun: Testudo kleinmanni - Haltung und Nachzucht der Ägyptischen Landschildkröte. Schildkröten Im Fokus 5 (4), 2008, S.3-15. Das Heft kann über den dauvi-Verlag im Bergheim bezogen werden (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Horst Köhler (4. Dezember 2008)