von Horst Köhler, Friedberg
Normalerweise finden sich Fragen von Besuchern von schildi-online und die dazugehörigen Antworten in der Rubrik „Fragen & Antworten“. Da die Ausführungen zu dem Thema Sternschildkrötenhaltung aber die Länge der dort eingestellten Beiträge deutlich übertreffen und von allgemeiner Bedeutung sind, wurden die nachfolgenden Fragen und die dazugehörigen bebilderten Antworttexte in die Rubrik „Berichte & Artikel“ von schildi-online.eu eingruppiert.
Die Fragen
Ein Besucher von schildi-online.eu schreibt mir: Ich habe seit drei Jahren zwei Sternschildkröten, fünf Jahre alt, höchst wahrscheinlich aus Sri Lanka. Das Männchen ist zurzeit 350 g schwer und besitzt eine Carapaxlänge von 14 cm, das Weibchen wiegt 1000 g und misst 18 cm (Bild 1). Ich bin mir jedoch bei manchen Dingen unsicher, weil viele Züchter, mit denen ich mich unterhalten habe, unterschiedlicher Meinung zur optimalen Sternschildkröten-Haltung sind. Deshalb einige Fragen an Sie.
Zunächst meine Hauptfrage: mein etwa 4 m2 großes Terrarium habe ich in einen trockenen Bereich mit den Wärme- und UV Lampen aufgeteilt, in dem Temperaturen von etwa 29-30 Grad herrschen. Der andere Teil ist feucht gehalten mit Pflanzen und er ist auch kühler mit Temperaturen von 25-26 Grad. Die beiden Schildkröten halten sich aber sehr viel mehr im trockenen Teil auf, schlafen dort auch und nutzen nur selten den feuchten Bereich. Da mir aber fast alle befragten Züchter und Halter eine ausschließlich feuchte Haltung, gerade bei der Sri Lanka-Form empfehlen, bin ich mir unsicher ob ich künftig wirklich nur einen feuchten Teil mit Verzicht auf den trockenen machen soll oder nicht. Bis jetzt halte ich die Tiere aufgrund meiner Beobachtungen viele Monate im Jahr ziemlich trocken (anfeuchten und gießen nur ab und zu) und nur wenige Monate feuchter. Nach den erhaltenen Ratschlägen würde ich sie künftig von Dezember bis Mai oder bis Juni eher trocken halten, dann, von Juni bis September, ein bisschen feuchter (sie sind in dieser Zeit sowieso im Freigehege) und ab Oktober bis Dezember im Innengehege wieder feuchter.
Durch den Monsun auf Sri Lanka paaren sich die Schildkröten ja auch und legen ihre Eier. Deshalb denke ich, dass es im Gehege ein paar Monate feuchter sein darf; in den trockenen Phasen würde ich dann trotzdem auch ein paar „Regentage" vorsehen.
Bild 1: Dies sind meine beiden Sternschildkröten. Das kleinere Tier links ist das Männchen, das größere rechts davon das Weibchen. Ich überlege mir, diesen Bestand evtl. noch zu erweitern. Foto von L.A.
Weitere Fragen:
- Ich habe einen Asparagus in mein Terrarium gepflanzt. Im Internet stand zwar, dass er nicht giftig ist. Aber stimmt das auch, denn die Sternschildkröten knabbern manchmal daran herum?.
- Wann werden Sri Lanka-Sternschildkröten eigentlich geschlechtsreif?
- Schließlich meine beiden letzten Fragen: Wie viele Sri Lanka-Schildkröten würden in mein Terrarium passen? Soll ich Ihrer Meinung nach warten, bis meine beiden Schildkröten geschlechtsreif sind und sich verpaaren, oder wäre es sinnvoller, demnächst noch welche dazuzukaufen?
L.A.
Die Antworten
Wie feucht oder wie trocken ist es eigentlich im natürlichen Habitat von Geochelone elegans?
Setzen wir zunächst voraus, dass es sich bei Ihren Sternschildkröten (Geochelone elegans) tatsächlich um die Sri Lanka-Form handelt. Wenn die von Ihnen gepflegten Tiere in Ihrem Terrarium meist den trockenen Gehegeteil bevorzugen, könnte dies doch auch daran liegen, dass es ihnen im feuchten, mit 25-26 °C aber etwas kühleren Bereich nicht warm genug ist. Sie können diesen Punkt leicht selbst abklären, indem Sie für einige Zeit die Wärmelampe in Richtung des feuchten, kühleren Bereiches verschieben. Sie sollten auch die relative Feuchte Ihres "trockenen" und des "feuchten" Bereiches messen (verwenden Sie dazu kein Billiginstrument, da die sehr ungenau sind; weitere Anmerkungen hierzu siehe weiter unten), um den tatsächlichen Unterschied feststellen zu können. Vielleicht ist er ja gar nicht so groß wie von Ihnen angenommen wird und die Schildkröten sitzen nur deshalb im "trockeneren" Teil, weil dort die Wärme- und die UVB-Lampe installiert ist.
Was sagen nun erfahrene Schildkröten-Autoren über die klimatischen Bedingungen der Biotope von wild lebenden Sir Lanka-Schildkröten aus, wobei diese Publikationen teilweise schon 15 Jahre alt sind und das örtliche Klima heute durch den allgemeinen Klimawandel anders als noch vor einem Jahrzehnt sein kann?
Jerry Five (2007): Sternschildkröten kommen in Regionen vor, wo es zumindest den Teil eines Jahres sehr trocken ist. Die Trockenphase kann von drei bis zu zehn Monaten dauern.
Walls Jerry G. (1997): Aus bisher noch unbekannten Gründen scheint diese Art sehr empfindlich auf eine langanhaltende, hohe Luftfeuchte zu reagieren.
Anslem de Silva (2003): Sternschildkröten findet man auf Sri Lanka in sog. Trockenzonen; 40 % der im Rahmen von Zählungen gefundenen Tiere leben in Gegenden mit Buschwäldern (scrub forests). Zahlreiche andere wurden, wohl bei der Suche nach Fressbarem, in privaten Gärten und in Farmen gefunden.
Sascha Pawlowski (2009): Sternschildkröten kommen in Gebieten mit einer ausgeprägten Trockenheit von mindestens fünf Monaten Dauer vor.
Ulf Edqvist (ohne Erscheinungsjahr): Sternschildkröten-Habitate auf Sri Lanka zeichnen sich durch eine drei- bis zehnmonatige Trockenheit aus.
Holger Vetter (2003): Geochelone elegans bevorzugt trockene und nur mäßig feuchte Teile der Insel.
Diese Aussagen, die möglicherweise zum Teil voneinander übernommen wurden, sprechen nicht für ein überwiegend feuchtes Klima im Sternschildkröten-Habitat auf Sri Lanka. Da ich davon ausgehe, dass - bis auf Anslem de Silva (Landesbewohner, Herpetologe/Biologe) - die hier genannten Autoren kaum selbst mehrere systematische Schildkrötenbeobachtungen und Klimadaten-Aufzeichnungen auf Sri Lanka durchgeführt haben, ist der Frage nachgehen, wo heute auf Sri Lanka Geochelone elegans-Populationen zu finden sind und wie in diesen Regionen aktuell (d.h. 2015/16) die Klimadaten (relative Feuchtigkeit) aussehen (leider sind nicht für alle Sternschildkröten-Habitate auf Sri Lanka derartige Aufzeichnungen verfügbar).
Wo leben Sternschildkröten und wie sieht es dort mit der Feuchtigkeit aus?
Nach einer neueren Veröffentlichung aus Sri Lanka (siehe unter Literatur am Ende dieses Textes) wurden wild lebende Geochelone elegans in folgenden Regionen gefunden:
♦ Mihintale (Distrikt Anuradhapura) – Nordzentral-Provinz
♦ Gampola (Distrikt Kanda) - südliche Zentralprovinz
♦ Thissamaharama (Distrikt Hambantota) – Südprovinz, nahe Yale National Park
♦ Wasgamuwa (Distrikt Matale) - mittlere Zentralprovinz
♦ Nikawaratiya (Distrikt Kurunegala) – nahe Westküste
♦ Ampara (Distrikt Ampara) – Ostprovinz, nahe Ostküste, nahe Batticaloa
Bis auf das Vorkommensgebiet Nikawaratiya im westlichen Inselteil liegen diese Habitate alle in der Nord-, Ost- und Südprovinz. An Hand von drei beispielhaft ausgewählten Landschildkröten-Habitaten werden im Folgenden die von offiziellen Wetterstationen aufgezeichneten Feuchtigkeiten in 2015/16 diskutiert:
Ampara südlich von Batticaloa (am Golf von Bengalen)
Die regenreichste Periode (höchste relative Feuchte) trat hier zwischen Mitte Oktober und Mitte/Ende Mai mit Höchstwerten bis zu 92-95 % (Mittelwert: ca. 84 %) auf. Trockener war es nur zwischen Mitte Juni und Ende September mit Minimum-Werten von 60-64 % (Durchschnittswert: ca. 68 %). Es gab jedoch während dieser „Trockenphase“ auch feuchtere Tage mit bis zu 80 % relativer Feuchte.
Die regenarmen Monate zeichneten sich durch höhere Tagestemperaturen als in der übrigen Zeit des Jahres aus.
Hambantota: Anders sieht der Feuchtigkeitsverlauf im gleichen Zeitraum für Thissamaharama in der Region Hambantota im Südwesten der Insel aus (Bild 2). Wie die rot eingezeichnete Kurve zeigt, steigt die Feuchtigkeit in der Region von ca. 74 % Anfang Februar bis auf etwa 86 % Anfang/Mitte Mai. Es bleibt danach bis Mitte Juni etwa gleich feucht. Danach wird das Klima, ziemlich abrupt, für etwa fünf bis sechs Wochen mit durchschnittlich 78 % relative Feuchte trockener. Ab Ende Juli bis Ende September nimmt die mittlere Feuchtigkeit wieder bis auf etwa 88 % zu, um danach bis Ende Januar wieder auf ca. 74 % abzufallen.
Bild 2: Diese Grafik der Wetterstation Hambantota für die dortige relative Feuchte mit in Rot eingetragener Durchschnittskurve während der Zeit von Anfang Februar 2015 bis Ende Januar 2016 zeigt vor allem eines: es ist weder für längere Wochen trocken, noch für längere Zeit feucht. Innerhalb weniger Tage können die Werte zwischen einem Tiefstwert von 70 % bis auf einen, Höchstwert von 90 % und darüber variieren. Quelle: wetteronline.de mit ergänztem Kurvenzug von Horst Köhler
Was bei den Hambantota-Messungen auffällt und in Bild 2 sehr schön zu sehen ist, sind (auch im Gegensatz zu Batticaloa) die extremen Feuchtigkeitsschwankungen nicht nur wädhrend eines Tages (was zu erwarten war), sondern nach oben und unten innerhalb von wenigen Tagen. Was mir bei der Auswertung der Wetterdaten noch aufgefallen ist: im Gegensatz zu den Batticaola-Messdaten ist bei denen für Hambantota kein enger Zusammenhang zwischen relativer Feuchte und der Höchsttemperatur zu erkennen, deren Jahresmittel bei etwa 31 °C liegt (Batticaloa: 33 °C).
Anuradhapura
In der Hauptstadt der Nordzentral-Provinz und alten Königsstadt Anuradhapura herrscht ein eher ausgeglichenes und gemäßigtes Klima. Die mittlere Tagestemperatur ändert sich im Verlauf eines Kalenderjahres nur relativ wenig. Der wärmste Monat mit durchschnittlich rund 29 °C ist der Mai, der kälteste der Januar mit im Durchschnitt 25 °C. Die Monate Oktober bis Dezember sind die regenreichsten im ganzen Jahr; in dieser Zeit fällt 230-250 mm Regen monatlich, was eine relative Feuchte von ca. 86 % bedeutet. Am trockensten ist es im Juni und Juli mit nur 12 bzw. 33 mm Niederschlag (relative Feuchte etwa 76 %).
Was man daraus lernt
Was folgt nun aus diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die so mancher Leser als langweilig empfinden mag, für den Sternschildkröten-Halter?
1. Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn, die in den Wetterstationen Sri Lankas gemessenen, je nach Gebiet ganz unterschiedlichen Klimadaten penibel genau für die heimische Haltung von Sternschildkröten zu übernehmen. Denn einerseits ist es in der Regel unbekannt, aus welcher Region die Tiere der heutigen Besitzer ursprünglich abstammen. Zum anderen macht neben der Tagestemperatur nicht nur die Feuchtigkeit das Klima aus, sondern die Beschaffenheit des Habitats, der Luftdruck und, was oft nicht in Betracht gezogen wird, vor allem Windstärke und Windrichtung (pers. Mitteilung von Anslem de Silva)..
Relative Feuchten von über 85 % im meist oben offenen Sternschildkröten-Innenterrarium „einzustellen“ wird außerdem auf Dauer nur mit großem technischen Aufwand gelingen (Köhler, 2012). Landschildkröten, auch Sternschildkröten, fühlen sich wohl und pflanzen sich fort, auch wenn die klimatischen Bedingungen nicht so sind wie im natürlichen Verbreitungsraum. Für die große Anpassungsfähigkeit unserer Lieblinge sollen an dieser Stelle nur zwei meiner Beobachtungen an eigenen Tieren angeführt werden:
→ Europäische Landschildkröten nehmen - entgegen so mancher (Literatur-) Aussage - hierzulande nicht erst bei 25-30 °C Nahrung auf, sondern schon ab 15 °C – vorausgesetzt es scheint die Sonne.
→ Zweitens: Sternschildkröten können sich im Freigehege in den Sommermonaten unabhängig von der Feuchtigkeit paaren, z.B. auch bei „nur“ 40 % relativer Feuchte.
Eine Schwierigkeit bei einer eventuellen Umsetzung der im Sri Lanka-Habitat gemessenen relativen Feuchtigkeit im heimischen Gehege ist die Ungenauigkeit der für die Terraristik angebotenen Hygrometer des Handels (Bild 3). Wenn ein Messgerät in meinem Terrarium eine Feuchte von z.B. 70 % wie auf Sri Lanka gemessen anzeigt, herrschen dann im heimischen Gehege ähnliche Bedingungen wie im Sternschildkröten-Habitat? Oder zeigt mein Messgerät zu hohe oder zu niedrige Werte an? Anzeige- bzw. Messfehler von 20 % kommen bei den Hygrometern im unteren Preissegment von 20 Euro und weniger durchaus vor.
In diesem Zusammenhang ergeben sich noch weitere praktische Fragen, deren ausführliche Beantwortung freilich den Umfang dieses Beitrages deutlich sprengen würden. Beispiel: Wo platziert man das Hygrometer im Sternschildkröten-Gehege am Zweckmäßigsten? Auf dem Boden liegend? Oder 10 cm oder 30 cm über den Boden? Oder gar in 2 m Höhe, wie die genauen Hygrometer in unseren Wetterstationen?
Bild 3: Zwei baugleiche, für die Terraristik verwendete Hygrometer des gleichen Herstellers nebeneinander gelegt nach ausreichender Beharrung. Beide Messgeräte zeigen zwar, wie man es auch erwartet, die gleiche Temperatur an, doch bei der relativen Feuchte gibt es mit 65 % Anzeige (links) bzw. 52 % (rechts) eine überraschend große Abweichung. Welcher der beiden Messwerte ist wohl der richtigere? (Bild entnommen aus Köhler, 2012).
2. Die eingangs erwähnten Aussagen von (einigen) Autoren, dass es im typischen Biotop von Geochelone elegans aur Sri Lanka drei bis zehn Monate lang trocken ist, wobei allerdings leider keiner der Autoren den Begriff ‚trocken‘ definiert, erscheint durch die hier kommentierten aktuellen Wetteraufzeichnungen auf der Insel Sri Lanka widerlegt. Je nach Region kommt es zwar durchaus zu Trockenphasen von maximal etwa drei Monaten (keineswegs also 10 Monaten) Dauer, doch selbst in diesem „trockenen“ Zeitraum liegen die niedrigsten Feuchtigkeitswerte im Raum Batticaloa immer noch bei rund 60 % und in den Regionen Habantota und Anuradhapura sogar bei etwa 72 %. Von extremer Trockenzeit kann man bei diesen Werten sicher nicht reden…
3. Wenn die in Deutschland gehaltenen Sternschildkröten in der warmen Jahreszeit im Freien sind, also z.B. von Anfang Mai bis Ende August/Anfang September, ist dies nach obigen Ausführungen genau die Phase, in der es auf Sri Lanka am wenigsten feucht ist. Der Durchschnittswert der relativen Feuchtigkeit in diesem Zeitfenster weicht bei uns, für viele vielleicht überraschend, kaum von den Durchschnittswerten im gleichen Zeitraum in den Geolechone elegans-Biotopen auf Sri Lanka ab. Beispiel für meinen Wohnort Friedberg: aus den täglichen Wetteraufzeichnungen des Jahres 2015 am Regionalflughafen Augsburg ermittelt sich für den Zeitraum Mai bis August eine mittlere Feuchtigkeit von 74 %, allerdings bei einem Durchschnittswert der Tageshöchst-Temperaturen von nur 24 °C (mit kurzzeitigen Peaks bis 34 °C). Das Mittel der nächtlichen Tiefsttemperaturen in der gleichen Zeit war in Augsburg aber nur 11 °C (mit einem kurzzeitigen Minimum von lediglich 4 °C), d.h. ein beheiztes Schutzhaus für die Nächte und die kühleren Sommertage ist bei der Pflege von Sternschildkröten unabdingbar. Eigens angefeuchtet werden muss das Freigehege in unseren Sommermonaten nicht.
In der übrigen Zeit ist für feuchtere Bedingungen zu sorgen (Vernebler, regelmäßiges Übersprühen mit lauwarmem Wasser, Bade-Wasserschale).
Bild 4: Sternschildkröten benötigen keine übergroßen Außengehege. Hier das Schlafquartier von vier Sternschildkröten, ein liegender Plastik-Pflanztopf in einer Ecke der beheizten Schutzhütte am Rand des Freigeheges. Die Strohauflage gibt den Tieren ein Gefühl der Sicherheit; sie scheinen fast mit ihrer Umgebung eins zu werden, vor allem wenn die Sonne ins Gehege scheint.
4. Im Prinzip finde ich persönlich die momentane Aufteilung Ihres Terrariums in einen eher trockenen und einen eher feuchteren Bereich (der außerhalb der „Trockenwochen“ etwas feuchter gehalten werden könnte) durchaus sympathisch und brauchbar. Denn so haben die Tiere selbst die Wahl ihres Aufenthalt- und Schlafortes (Bild 4). Ich würde vor einer evtl. totalen Umgestaltung des Terrariums zunächst den bepflanzten, feuchten Teil vergrößern und diesen auch etwas wärmer als bisher halten. Sollten dann Ihre Tiere nach wie vor den trockeneren, wärmeren Bereich bevorzugen, können Sie immer noch umgestalten und dafür die Zeit nutzen, wenn sich die Schildkröten in der warmen Jahreszeit im Freien aufhalten (Bild 5). Letzteres sollte in keinem Fall unterbleiben.
Kurz und bündig möchte ich wie folgt zusammenfassen: in den Übergangszeiten und im Winter, wenn Sternschildkröten im heimischen Gehege in der Wohnung bzw. im Haus gehalten werden, also von etwa Ende August/Anfang Oktober bis Ende/Mitte April, sollten die Tiere durch regelmäßiges Übersprühen mit lauwarmem Wasser und dem großzügigen Einsatz eines Verneblers (Köhler, 2012) eher feucht gehalten werden. In der warmen Jahreszeit reicht im Freigehege die dort herrschende natürliche Feuchtigkeit aus, so dass sich Anstrengungen zur Veränderung des Wertes erübrigen.
Bild 5: In Menschenobhut gehaltene Sternschildkröten fühlen sich in unserem Sommer im Freien wesentlich wohler als in den meist beengten Innengehegen oder Terrarien mit oft nicht optimalen Klimawerten, siehe auch das Coverbild (rechter Bildteil) auf der Startseite von schildi-online.eu. Das Areal sollte gut strukturiert und abwechslungsreich mit Pflanzen als Schattenspender gestaltet sein. Dann lassen bei geschlechtsreifen und langsam gewachsenen Tieren Verpaarungen nicht lange auf sich warten. Bild 4 und 5: Horst Köhler
Abschließend zu diesem Thema noch zu dem von Ihnen angeschnittenen Aspekt des Monsuns, der letztlich die unterschiedlichen Niederschlagsverhältnisse auf der Insel bewirkt. Es gibt auf Sri Lanka zwei verschiedene: den Südwest-Monsun, der zwischen Mitte Mai und August an der West- und Südküste Niederschläge bringt, und den etwas weniger ausgeprägten Nordost-Monsun von Oktober bis Anfang/Mitte Februar, dessen Regenwolken sich über die Nordost-, Ost- und auch die Südküste ergießen. Da sich die Schildkröten-Habitate eher im nordöstlichen, östlichen bzw. südöstlichen Teil der Insel befinden, spüren die Sternschildkröten in erster Linie die Wirkungen des Nordost-Monsuns. Dies sieht man deutlich an der gemessenen relativen Feuchte bei Batticaloa, die genau in den Monsun-Monaten Höchstwerte erreichen.
Zierspargel
Asparagus (Zierspargel) zählt nicht zu den - weniger als insgesamt etwa acht bis zehn - Gewächsen, die für Landschildkröten wirklich giftig sind. Allenfalls die sich bildenden Beeren, wenn es im Terrarium überhaupt so weit kommen sollte, sind schwach giftig. Doch meine Erfahrung ist, dass Landschildkröten durchaus riechen und schmecken, was schädlich für sie ist. Bei einem früheren Test, bei denen ich Schildkröten Proben verschiedener Grünpflanzen und Blattgemüsesorten zusammen mit den für sie „giftigen“ Eiben und Azaleenblüten präsentierte, mieden sie die beiden Letztgenannten. Andererseits beobachtete ich auch schon Landschildkröten mitten im Maiglöckchenfeld im Garten sitzend, die – wohl eher aus Langweile – in einige Maiglöckchenblätter hineinbissen, dann aber nicht weiter davon fraßen.
Eine ganz andere Frage ist, ob der Zierspargel im Schildkröten-Terrarium langfristig gut gedeiht: diese Pflanze liebt zwar einen hellen Standort, aber keine direkte (Sonnen-) Bestrahlung.
Geschlechtsreife
In Gefangenschaft gehaltene Sternschildkröten werden bei uns etwa fünf bis sieben Jahre nach dem Schlupf geschlechtsreif, also tendenziell etwas früher als Europäische Landschildkröten. Entscheidender als das Alter dürfte freilich die Größe sein, d.h. ab etwa 14 und 20 cm Carapaxlänge je nach Geschlecht werden die Tiere geschlechtsreif. In der Natur tritt die Geschlechtsreife wegen des dort langsameren Wachstums der Tiere etwas später ein, etwa sechs bis acht Jahre bei den Männchen und etwa acht bis 12 Jahren bei den Weibchen.
Weil die Weibchen deutlich größer und schwerer werden als gleichaltrige Männchen (Bild 1), habe ich beobachtet, dass sich in einem solchen Fall Männchen mit dem gleichen Alter wie die Weibchen mit der Kopulation schwer tun. Erfolgversprechender ist also die Verpaarung eines Weibchens mit einem Männchen, das ein paar Jahre älter und damit schon etwas größer ist.
Zuchtambitionen
Sie haben offensichtlich Zuchtambitionen und überlegen sich, ob Sie noch ein oder zwei weitere Sternschildkröten zu Ihrem jetzigen Paar hinzukaufen sollen. Momentan besitzen Sie ein Männchen und ein Weibchen – beide Schildkröten sind offensichtlich noch nicht geschlechtsreif. Bestandserweiterung – ja oder nein? Dies hängt von mehreren Faktoren ab, natürlich auch von Ihren finanziellen Verhältnissen.
Können Sie den Eintritt der Geschlechtsreife Ihrer beiden Schildkröten in etwa zwei oder drei Jahren abwarten, dann würde ich diese Zeit abwarten und bis dahin kein weiteres Tier hinzusetzen. Wenn Sie sich aber schon in ein oder zwei Jahren einen Zuchterfolg erhoffen (z.B. weil Sie selbst schon im fortgeschrittenem Alter sind), ist es natürlich alternativ auch möglich, ein zweites adultes Weibchen zu erwerben. Das neue Tier benötigt erfahrungsgemäß ohnehin eine gewisse Eingewöhnungszeit an die neue Umgebung, wobei Sie schon von ungefähr einem Jahr ausgehen müssen. Bis dahin ist Ihr jetziges semi-adultes Männchen vielleicht paarungsfähig und paarungswillig (!) und befruchtet zumindest eines der beiden Weibchen. Es gibt allerdings Sternschildkröten-Männchen, die auch mit zehn Jahren oder älter nicht an Weibchen interessiert sind. Dann müssen Sie sich ein zweites adultes Männchen zulegen. Sternschildkröten sind als friedliebende Landschildkröten untereinander verträglich, so dass ich bei einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis (1:1) im Gegensatz zu den europäischen Arten keine Gefahr von Streitigkeiten der Männchen untereinander oder der Überbeanspruchung der Weibchen sehe.
Gehegegröße
Was den Raumbedarf für beispielsweise vier ausgewachsene Sternschildkröten mit durchschnittlich 20 cm Carapaxlänge im Terrarium betrifft, folgende überschlagsmäßige Berechnung entsprechend des ministeriellen deutschen Gutachtens über die Mindestanforderungen an die Haltung von Reptilien (u.a. Köhler, 2008):
- Benötigte Mindestlänge des Terrariums = Carapaxlänge x 8 x 1,2 = 20 x 8 x 1,2 = 192 cm = ca. 2 m
- Benötigte Mindestbreite des Terrariums = benötigte Länge : 2 = ca. 1 m
- Benötigte Mindestfläche = 2 x 1 = 2 m2
Ihr offensichtlich vorhandenes Terrarium mit 4 m2 reicht also auch für vier Tiere aus; es gilt ohnehin der Grundsatz: je größer die Fläche, desto besser.
Verwendete Literatur
Liyanaarachchi D.R., Rajakaruna R. S., Dikkumbura A.W., de Silva A. und Rajapakse R.P.V.J. (2015): Ticks (Acarina: Ixodida) infesting five reptile species in Sri Lanka with sixteen new host records. Zootaxa 3964 (1): S. 146-148, 2015
Köhler Horst (2008): Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys: vom Ei zum robusten Jungtier. ISBN 978-3-00-023839-0, 172 S.
Köhler Horst (2012): Praxiserfahrungen mit „Super Fog“, 2. Teil: Feuchtigkeitsmessungen im Innengehege. www.schildi-online.eu, Rubrik „Berichte & Artikel“
Dieser Beitrag wurde am 21. Februar 2017 online gestellt.