Von Horst Köhler, Friedberg


Einleitung

Die Luftfeuchtigkeit in Landschildkröten-Innengehegen ist ein Thema, das immer wieder diskutiert wird, auch kontrovers. Kann der Bodengrund von Schildkröten-Terrarien oder Innengehegen durch regelmäßiges Besprühen mit Wasser, z.B. am frühen Morgen (etwa zur Simulation des morgendlichen Taues im natürlichen Verbreitungsgebiet) und dann nochmals am Abend (z.B. zur Simulation des Feuchtigkeitsanstieges als Folge der über den Lebensraum hinweg ziehenden Abendwolken) einigermaßen feucht gehalten werden? Welche relative Feuchte soll das Substrat am bevorzugten Aufenthaltsort der Schildkröten, in der Regel also unter den Strahlern, im Idealfall überhaupt haben? Wie ist eigentlich die Situation in der Natur [für den Lebensraum der Maurischen Landschildkröten im Sommer siehe bei Köhler, 2011]? Sind bei den einzelnen Arten Unterschiede in der Feuchtigkeit sinnvoll bzw. notwendig?  

Bekannt ist, dass ein dauerhaft zu trockenes Klima im Innengehege zu Augenentzündungen, Blasensteinen und Lungenproblemen führen kann [Eggenschwiler, 2000]. Vor allem Schlüpflinge und Schildkröten-Jungtiere mit weniger als zwei Jahren Alter, die sich in der Natur in der Regel feuchte Versteckplätze im Gras und Dickicht suchen und daher dort auch nur selten aufzuspüren sind, benötigen auch bei der Haltung des Liebhabers ein leicht feuchtes Innenklima [Bidmon & Jennemann, 2006; Köhler, 2008]. Es ist also nicht angebracht, ein- oder zweijährige Schildkröten-Nachzuchten auf einem Substrat zu halten, das die Feuchtigkeit nicht oder nicht sehr lange speichert, vor allem dann, wenn die Kleinen auch noch aufgrund überholter Pflege-Informationen gleichzeitig viel zu warm gehalten werden [Köhler, 2008].

Sternschildkröten (Geochelone elegans) entwickeln häufig Bläschen an der Nase, selbst dann, wenn die Tiere artgerecht gehalten werden. Es ist nicht sicher bekannt, ob dies eine Folge eines zu trockenen Substrates oder einer Erkältung (Schnupfen) ist. Wenn es sich bei den Nasentröpfchen um eine klare Substanz handelt, ist eine Erkältung eher unwahrscheinlich. Auch bei einigen anderen, selbst einigen europäischen Landschildkrötenarten, muss eine laufende Nase nicht gleich behandelt werden, vor allem nicht mit Antibiotika. Vergleiche von Freilandbeobachtungen von Sternschildkröten in Sri Lanka und Südindien mit in Grundstücken der Einheimischen bei (fast) übereinstimmenden klimatischen Bedingungen gehaltenen Tieren dieser Art haben überraschenderweise ergeben, dass unter den Vertretern der letztgenannten Gruppe wesentlich mehr Tiere mit Bläschen an der Nase zu finden sind als bei Freilandtieren, obwohl Temperaturen und Feuchtigkeitswerte gleich sind. Es muss also noch einen weiteren Faktor geben, der die Bläschenbildung hervorruft (Artikel in Vorbereitung).

Bei der mir selbst gestellten Aufgabe möchte ich durch Langzeit-Beobachtungen über ein volles Jahr hinweg ermitteln, ob die Bläschenbildung bei Sternschildkröten durch eine mehrmals täglich erfolgende automatische Anfeuchtung des Gehege-Bodengrundes und der bodennahen Luftschicht durch ein Befeuchtungsgerät zurückgeht oder nicht. Angeschafft und bei mir in Betrieb gesetzt wurde zu diesem Zweck Anfang Februar 2012 das Gerät "Super Fog" von Lucky Reptile (Bild 1).

In diesem Beitrag werden die Erfahrungen mit dem bis jetzt 5 1/2 Monate währenden Betriebs mit dem Gerät mitgeteilt. Thema eines späteren zweiten Berichtes werden die im Gehege erreichten Feuchtigkeitswerte sein, wie diese zwischen den einzelnen Befeuchtungszyklen schwanken und wie genau - oder besser wie ungenau - verschiedene marktübliche Hygrometer (mit denen die Feuchtigkeit gemessen wird) anzeigen. Im abschließenden dritten Beitrag dieser Serie wird dann auf das Ergebnis der kontinuierlichen Befeuchtung einer Sternschildkrötengruppe eingegangen.

 

SuperFogBild1Bild 1: Der "Super Fog" ist in wenigen Minuten nach nur einigen simplen Handgriffen einsatzbereit. Man benötigt kein einziges Werkzeug. Das Bild zeigt das Gerät mit etwa halb gefülltem Wassertank.

 












Beschreibung

Der Luftbefeuchter "Super Fog" kostet im Fachhandel zurzeit bis zu etwa 100 € und wiegt – ohne Wasser im Tank – etwa 2,3 kg. Seine Außenabmessungen sind 29 x 13,5 x 26 cm. Das Gerät besteht aus zwei Teilen: dem Unterteil mit Motor, Membran aus Keramik und Anschalter sowie dem abnehmbaren, etwa 2 ½ Liter fassenden Wassertank, in den der mitgelieferte weiße und flexible Auslassschlauch eingesteckt wird. Das Ende dieses Schlauchs mündet im Schildkrötengehege; das Gerät selbst steht außerhalb davon. Der Hersteller rät dringend davon ab, das Gerät in feuchter Umgebung, also im Gehege selbst, zu betreiben.

Die Keramikmembran, ein Verbrauchsartikel, zerstäubt das eingefüllte Wasser im Ultraschallbereich in feinste Bestandteile. Es entsteht ein feuchter Nebel, dessen Dichte durch einen Drehknopf leicht und stufenlos verändert werden kann. Bei stärkster Einstellung hat das Befeuchtungsgerät eine maximale Leistungsaufnahme von etwa 30 Watt. Wird wärmeres Wasser verwendet, entsteht vergleichsweise mehr Nebel, doch dürfte die übliche Verfahrensweise so sein, dass der Behälter ganz aufgefüllt wird und dann im Laufe der nachfolgenden Stunden Raumtemperatur annimmt, also z.B. 20 oder 22 °C. Die Temperatur im erzeugten Nebel entspricht etwa der Wassertemperatur im Tank.

Wichtig ist noch, dass tunlichst nur destilliertes oder vollentsalztes Wasser verwendet wird, weil nur dann eine möglichst lange Lebensdauer gewährleistet ist. Abgeraten wird ferner von einem Dauerbetrieb des "Super Fog"; es wird die Verwendung einer Zeitschaltuhr empfohlen, über die die Länge und Zahl der Befeuchtungszyklen eingestellt werden kann.

Ein Nachteil des "Super Fog" (und möglicherweise auch anderer Geräte) sehe ich darin, dass nur reines Wasser ohne jegliche Zusätze zerstäubt werden darf. Die Zugabe einiger Tropfen ätherischer Öle oder ähnlicher Substanzen in den Behälter, quasi zum Inhalieren bei leicht erkälteten Landschildkröten, ist somit ausgeschlossen.

Die mitgelieferte Gebrauchsanleitung umfasst nur eine Seite Text, der gut verständlich verfasst ist. Allerdings wäre es sinnvoll gewesen, genauer zu beschreiben, wo der Behälter mit Wasser gefüllt werden muss. In einer Skizze ist zwar die Lage des Wassereinlasses durch einen Punkt angegeben, doch hätte für Erstanwender ein Hinweis, dass zum Befüllen der Wassertank gekippt und erst die Einlassöffnung auf der Unterseite herausgeschraubt werden muss, nicht geschadet. Zu groß ist nämlich die Gefahr, dass das Wasser in eine Öffnung im Unterteil eingefüllt wird und damit unter Umständen den Motor irreparabel beschädigt.

Vor einiger Zeit wurde das Befeuchtungsgerät vom Hersteller verbessert. Der Anwender sollte nach dem Kauf unbedingt die Batch-Nummer auf der Geräteunterseite kontrollieren. Beginn diese mit einem X2, handelt es sich um die neue Ausführung. Ansonsten sollte man den Befeuchter umtauschen.

Über eine Zeitschaltuhr habe ich die Befeuchtungsintervalle und –dauern so festgelegt, dass nach Ablauf von jeweils 2 Stunden eine halbe Stunde lang befeuchtet wird, auch nachts über. Lediglich zwischen 19.30 Uhr und 23 Uhr ist eine längere Pause. Dies ergibt innerhalb von 24 Stunden insgesamt zehn Befeuchtungsabschnitte von je 30 Minuten Länge, also 5 Stunden Befeuchtung im Verlauf eines 24-Stunden-Tages.

Dafür und für die von mir gewählte Intensität des Nebels reicht der Vorrat des Wasserbehälters etwa drei volle Tage aus (diese Zeit ist unabhängig von der Grundfläche des Geheges). Danach muss wieder aufgefüllt werden. Wird dies vergessen, schaltet das Gerät selbsttätig ab, doch sollte der Anwender bei längerer Abwesenheit (z.B. vor einem Urlaubsantritt) zur Geräteschonung den Netzstecker ziehen (mündl. Mitteilung von Lucky Reptile). Bei stärkster Wasservernebelung ist die Befeuchtungsleistung max. 325 ml/h, d.h. der Wasservorrat von 2 ½ Litern wäre bereits nach knapp 8 Stunden reiner Befeuchtungszeit aufgebraucht.

Der Betrieb ist erfreulich leise: die Geräuschentwicklung übersteigt nie einen Wert von ca. 30 dB(A). Selbst bei maximaler Einstellung ist während des Vernebelungsvorganges nicht mehr als ein leichtes Summen zu vernehmen, wobei das Gerät bei mir allerdings auf dem dämpfenden Teppichboden steht. Mein direkt neben dem Innengehege stehendes 600-l-Aquarium ist da deutlich lauter.

Der Luftbefeuchter "Super Fog" lief bei mir an meinem Sternschildkröten-Innengehege bisher 5 ½ Monate lang ohne jegliche Beanstandung oder Störung. Versuchsweise stellte ich einmal die höchste Vernebelungsstufe ein, um zu sehen, ob es beim Kontakt der relativ kühlen Nebelschwaden mit den heißen Bestrahlungslampen über den Schildkröten ein Problem gibt (ein unter Umständen teurer Test !). Dies war jedoch nicht der Fall. Sicherheitshalber sollte man aber das Schlauchende so im Gehege enden lassen, dass die Nebelschwaden nicht direkt auf das Glas der Lampe(n) treffen.

Ich kann den Lucky Reptile-Befeuchter "Super Fog" daher ohne Einschränkungen empfehlen, zumal es zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Gerät mit dem größten Wasserspeicher ist.

 

Nachtrag vom 29. November 2014 (Praxiserfahrung nach knapp 2 Jahren reiner Betriebszeit):
Der Befeuchter lief mit Ausnahme der Sommermonate, in denen sich die Sternschildkröten im Außengehege im Garten aufhielten, von Ende Januar 2012 bis November 2014 täglich über eine Zeitschaltuhr gesteuert fünf Stunden lang im Intervall-Betrieb, siehe Text oben. Dies entspricht einer reinen Betriebszeit von knapp 3.600 Stunden. Anfang November 2014 machte sich jedoch bei jedem (automatischen) Einschalten während der ersten 20 Sekunden der Befeuchtungsphase ein störendes Motor-Streifgeräusch bemerkbar, das mit jeder Woche lauter zu werden schien und schließlich auch nachts deutlich im anschließenden Schlafzimmer zu vernehmen war. Da außerdem der Wasservorratsbehälter durch einen Algenbelag am Boden, der wegen des bis auf die Einfüllöfffnung allseits geschlossenen Behälters nicht mechanisch entfernt werden konnte, unansehnlich geworden war, sah ich die Lebensdauer des Geräts als erreicht an und entsorgte es heute in der Wertstoffsammelstelle.

Literatur:

Bidmon Hans-Jürgen & Jennemann Gerhard (2006): Hohe relative Luftfeuchtigkeit – gleich glatte Panzer: Wie lässt sich das praktikabel realisieren? Schildkröten-Im-Fokus 3 (4), S. 3-18

Eggenschwiler Ursula (2000): Die Schildkröte in der tierärztlichen Praxis. Schöneck-Verlag Schweiz

Köhler Horst (2008): Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys. Schildi-Verlag Augsburg

Köhler Horst (2011): Feuchtigkeitsmessungen im Mikrohabitat der Maurischen Landschildkröte in der Südtürkei. SACALIA 9, Heft 33, S.18-24

 

Dieser Artikel wurde am 21. Juli 2012 online gestellt.