Auf der Seite „Fragen & Antworten“ wollen wir auf interessante Anfragen unserer Besucher rund um das Thema Landschildkröten antworten. Sollten wir trotz Recherchen in der Fachliteratur bzw. bei Kollegen keine Antwort geben können - niemand kann schließlich alles wissen - werden wir uns bemühen, eine entsprechende Stellungnahme von einem Biologen oder Herpetologen zu erhalten. Wir bitten Sie, uns eventuelle Fragen per Brief oder Fax oder Email zu übersenden. Ihre Frage erscheint im Netz, wenn gewünscht, nur mit Ihren Initialen und Ihrem Wohnort, der volle Namen und die Anschrift wird dann nicht angegeben.
Unsere Besucher sind vielmals eingeladen, die Beiträge in dieser Rubrik durch eigene Erfahrungen oder Beobachtungen aus ihrer Sicht zu kommentieren bzw. zu ergänzen.
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Horst Köhler
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Frage: Im letzten Urlaub habe ich mit meinem neuen UV-B-Breitbandradiometer in einem Schildkrötenbiotop auf Sardinien die dortige UV-B-Intensität gemessen. Kann ich nun den Bestrahlungsabstand meiner Terrarien-UV-Lampe so lange verändern, bis ich mit meinem Instrument den gleichen Wert wie im Freiland ablese? Dann erhalten meine Schildkröten doch genau die gleiche UV-Bestrahlung wie auf Sardinien? R.E., Hamburg
Antwort: Nein, das stimmt leider nicht. Breitbandradiometer "verstehen" nur die Sonnenstrahlung und messen im Lichtstrahl fast aller künstlichen Lampen etwas ganz anderes. Egal welches Breitbandradiometer Sie verwenden und wie teuer es war, Sie dürfen niemals damit gemessene UV-B-Intensitäten "drinnen" (= unter der Reptilienleuchte) und "draußen (= Sonne) vergleichen - obwohl Sie das gleiche Messinstrument verwenden. Es gibt nur eine einzige Ausnahme: Sie können dann so vorgehen wie Sie schreiben, wenn Ihre Lampe eine möglichst sonnenähnliche Strahlung abgibt (was freilich der Terrarianer und auch der Verkäufer in der Regel nicht beurteilen kann). Wollen Sie die genaueren Zusammenhänge wissen, dann klicken Sie die Navigationsschaltfläche "Fachartikel" dieser Website an und lesen insbesondere das Kapitel 4.
Horst Köhler (29. November 2008)
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Antwort: Die tropischen Landschildkröten der Gattung Kinixys leben in Afrika und auch auf Madagaskar; dort wurde allerdings die Unterart Kinixys belliana zombenis durch Menschen angesiedelt (Rogner, 2007). Neben der Nominatform von K. belliana (K. b. belliana) und der Unterart K. b. zombensis gibt es als weitere Unterart noch K. b. nogueyi, die etwas einfacher zu pflegen und deswegen auch häufiger bei Terrarianern anzutreffen ist. Für die Gattung gilt der Schutzstatus B; die Tiere sind anzeigepflichtig, jedoch nicht kennzeichnungspflichtig; benötigt wird ein Herkunftsnachweis. Wie fast alle tropischen Schildkröten sollten auch die Kinixys-Arten den schon etwas erfahreneren Terrarianern vorbehalten bleiben: für Anfänger sind europäische Formen sicherlich "pflegeleichter", vor allem was die Zucht betrifft.
Die sehr geringen Schlupfraten und Ihre eigene Beobachtung, dass die Embryos fast oder auch voll entwickelt im Ei absterben, sind bei den Haltern dieser Art gut bekannt, obwohl die Situation sich gegenüber früher bereits deutlich verbessert hat: eine Auswertung von Zuchtbüchern aus dem Zeitraum1994 bis 1998 (Christoph, 2007) erbrachte folgende (recht ernüchternde) Statistik: insgesamt sieben Züchter haben zusammen 125 Eier von Kinixys belliana inkubiert; von diesen Eiern schlüpften nur 12 (Schlupfrate: 10 %), und davon wiederum haben nur acht Schildkröten (= 6,5 %) ein Alter von über sechs Monaten erreicht. Aber, wie gesagt, heutzutage hat sich die Situation doch merklich verbessert.
Die bisher nicht zufrieden stellenden Ergebnisse bei der Zucht Ihrer Kinixys-Landschildkröten können unterschiedliche Ursachen haben. Zunächst fällt auf, dass die von Ihnen genannte Inkubationsdauer der Gelege von rund 160 Tagen (bei Bebrütung der Gelege mit durchgehend konstanter Temperatur) im Vergleich zu Angaben in der Fachliteratur sehr lange erscheint. Sylvia und Volker Büddefeld (2001) geben nämlich Inkubationszeiten zwischen nur 112 und höchstens 138 Tagen an; sie legen die Schildkröteneier auf leicht angefeuchtetes Vermiculit und zeitigen sie bei 30 – 31 °C und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80 %. Es ist aber selbst bei ihnen nicht ungewöhnlich, dass von den befruchteten Eiern ein Ei (von bis zu 5 Eiern im Inkubator) abstirbt. Häufiger kommt es vor, so der Bericht der beiden Autoren, dass die Eier unbefruchtet sind (38 % der in den Inkubator überführten Eier).
Zwei andere Autoren (Jasser-Häger & Philippen, 2004) nennen ganz ähnliche Werte zur Inkubation der Eier der Glattrand-Gelenkschildkröte. Bei ihnen ist die Inkubationsdauer nie länger als 120 Tage, also ebenfalls deutlich kürzer als die von Ihnen genannte Inkubationszeit. Sie stellen eine Temperatur von 28 – 31 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 80 % ein. Die Gelege liegen bei diesen Züchtern, die im Gegensatz zu den oben zitierten mit Perlit und auch mit Vermiculit als Inkubationssubstrat keine guten Erfahrungen gemacht haben, auf trockenem Kies.
Etwa drei Jahre alte Glattrand-Gelenkschildkröte Kinixys belliana. Juvenile Exemplare wie dieses sind noch einfarbig: Färbung und Zeichnung bilden sich erst später heraus.. Der Gattungsname Kinixys ist griechisch und bedeutet so viel wie „beweglich“. Dies bezieht sich auf eine Art Gelenk im hinteren Teil des Carapax, das die Tiere bei Gefahr verschließen und so Schwanz und die hinteren Extremitäten schützen können. Bei Jungtieren ist von diesem Scharnier jedoch noch nicht sehr viel zu erkennen. Gelenkschildkröten werden in der Regel bis zu 20 cm groß, manchmal auch bis zu 22 cm (Stockmaß). Die Männchen bleiben kleiner als die Weibchen. Foto von Horst Köhler.
Vielleicht sollten Sie die nächsten Gelege bei den hier zitierten Temperaturen und bei Feuchtigkeiten von nicht über 80 % inkubieren. Kurz vor dem „rechnerischen“ Schlupfdatum könnte der Schlupf dann versuchsweise durch die Erhöhung der Feuchtigkeit des Substrates auf 90 % eingeleitet werden. Dazu sollten die Eier etwa bis zur Hälfte in das Substrat eingebettet werden: durch den dann entstehenden Temperaturunterschied zwischen der oberen und unteren Eihälfte entstehen Spannungsrisse und der Schlüpfling kann sich leichter aus der Eihülle befreien. Dieses Verfahren ist jedenfalls sichererer als das Ei selbst aufzuritzen.
Möglicherweise ist auch eine ganz andere Strategie zu verfolgen, nämlich eine Inkubation mit Nacht-Temperaturabsenkung. Ein Schweizer Züchter (Mislin und Eberling, 2007) hat mit einer täglichen Nachtabsenkung auf 24 °C (zwischen 18 und 6 Uhr) immerhin eine Schlupfrate einzelner Gelege bis zu 80 % erreicht, wobei dann natürlich die Inkubationszeiten wesentlich länger sind als die von Ihnen genannten 160 Tage.
Sollten trotz aller künftiger Versuche wieder übermäßig viele Embryos im Ei absterben und etwaige Störungen in der Technik und Handhabung (z.B. Stromausfall, Verdrehen der Eier) ausscheiden, sind die Haltungsbedingungen der Elterntiere, vor allem der Weibchen, (selbst-) kritisch zu prüfen. Dazu gehört beispielsweise eine strikte Geschlechtertrennung bei "überaktiven" Männchen und die Imitierung der Bedingungen im natürlichen Lebensraum (Temperatur, Feuchtigkeit; höhere Feuchtigkeit und längere Beleuchtungsdauer im Sommer; Einhaltung einer "Ruheperiode") ; dafür müsste dann aber nach Möglichkeit die genaue Unterart bekannt sein, da die verschiedenen Unterarten in unterschiedlichen afrikanischen Regionen mit unterschiedlichen Klimaten leben. Etwaige Mangelerscheinungen bei den Muttertieren, und dies gilt generell für alle Schildkrötenarten, können sich nämlich nachteilig auf deren Eier auswirken, weil sie dann nicht alle wichtige Stoffen enthalten.
Literatur:
Büddefeld Sylvia & Volker (2001): Haltung und Nachzucht der Glattrand-Gelenkschildkröte (Kinixys belliana). DRACO-Sonderheft Tropische Landschildkröten, Nr. 8, Jahrgang 2,NTV Münster
Christoph Gunter (2007): Über die Haltung und Nachzucht von Glattrand-Gelenkschildkröten (Kinixys belliana) im deutschsprachigen Raum: eine Auswertung von Erfahruntgsberichten. RADIATA 16 (4), S. 2-9
Jasser-Häger Irmtraud & Phlippen Hans-Dieter (2004): Bemerkungen zur Biologie und zur alternativen Haltung und Zucht von Kinixys belliana nogueyi. MARGINATA, Jahrgang 1, Nr. 1
Rogner Manfred (2007): Glattrand-Gelenkschildkröten in der Natur und im Terrarium. DATZ 6/2007, S. 34-37
Mislin Viktor & Eberling Gabriela (2007): Haltung von Kinixys belliana belliana von Madakaskar im Zeitraum 2000 bis 2006. RADIATA 16 (4), S. 28-31
Horst Köhler (15. Dezember 2008)
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Frage: Ich habe die ZooMed Powersun schon seit langem für meine Schildkröten im Einsatz und bin eigentlich damit sehr zufrieden. Ich verwende die Leistungsstärken 100 Watt und in einem Fall auch 160 Watt. Haben Sie Messungen zur UVB-Abgabe dieser Lampen, vielleicht sogar eine Übersicht? J.S. (Wohnort unbekannt, da Email-Korrespondenz)
Antwort: Diese Thematik wird Hauptgegenstand des sechsten und letzten Kapitels der Rubrik „Fachartikel“ von schildi-online.eu sein, aber ich nenne Ihnen gerne vorab schon ein paar technische UV-Daten. Beide Lampen sollten aufgrund der relativ geringen UVB-Emission im Dauerbetrieb in Landschildkrötenterrarien oder in Glas-Frühbeeten für Schildkröten verwendet werden. Ein nur stundenweiser Einsatz könnte nicht ausreichend sein. Die Strahlungsintensität am Boden (oder auf der Schildkröte) eines jeden UV-Strahlers nimmt mit größerem Bestrahlungsabstand ab. Da Sie keinen bestimmten Abstand angegeben haben, erhalten Sie einige Messwerte für 30 cm Entfernung:
Die UVB-Intensität einer fabrikneuen 100-Watt-Lampe beträgt bei diesem Abstand rund 25 µW/cm², nach 100 Stunden Brenndauer rund 20 µW/cm², aber nach 3.500 Stunden nur noch etwa 10 µW/cm². 3.500 Stunden entsprechen bei einer 7-stündigen täglichen Einschaltdauer genau 500 Tagen. Schon vorher sollte daher der Strahlungskörper gegen einen neuen ausgetauscht werden. Eine neue 160-Watt-Powersun liefert bei 30 cm Abstand 40 µW/cm² und nach 3.500 Stunden immerhin noch 20 µW/cm².
Seien Sie vorsichtig, falls Sie zu einer etwas intensiveren UVB-Versorgung den Bestrahlungsabstand verringern wollen: die Schildkröten dürfen den Strahlungskörper auch dann nicht berühren, wenn sie aufeinandersteigen sollten. Abschließend sei noch gesagt, dass ZooMed in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres 2008 die UVB-Abgabe der beiden Lampen verbessert hat. Konkrete Messwerte der neuen Produkte liegen mir zurzeit noch nicht vor.
Horst Köhler (2. Februar 2009)
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Junge Landschildkröte gefunden: was tun?
Frage: Während einer Fahrradfahrt hatte ich im Juli 2008 mitten auf der Straße in einer kleinen Ortschaft eine junge maurische Landschildkröte gefunden und zu mir in Pflege aufgenommen. Dem Gewicht nach (39 g) handelt es sich vermutlich um eine Nachzucht aus 2007. Ich hatte im Internet überprüft, ob jemand eine Schildkröte in der Gegend vermisst – dies war jedoch zu diesem Zeitpunkt in ganz Niedersachsen nicht der Fall. Natürlich hätte ich gerne eine EU-Bescheinigung für das Fundtier, doch möchte ich andererseits auch nicht riskieren, dass es mir abgenommen wird. Es ist doch verrückt, dass man es Menschen, die es gut mit den Tieren meinen und ihnen auf Lebenszeit ein gutes Zuhause bieten können, so schwer macht. Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?
(Name und Wohnort der Anfragerin bekannt)
Behördenauskunft: Der Berichterstatter hatte sich angeboten, mit der zuständigen Behörde über diesen konkreten Fall ohne Nennung eines Namens zu sprechen, in der Annahme, dass jeder Sachbearbeiter einen gewissen Entscheidungsspielraum hat und dass das Fundtier auf entsprechenden Antrag der Finderin hin bei dieser verbleiben darf (es sei denn, der rechtmäßige Besitzer meldet sich noch), zwar ohne EU-Bescheinigung, aber doch wenigstens behördlicherseits registriert. In Bayern kenne ich mehrere derartige Fälle, bei denen der Antrag positiv beschieden wurde.
Um diese junge maurische Landschildkröte (Testudo graeca), ein Fundtier, geht es in diesem Beitrag: darf sie die Finderin - auf Antrag - behalten oder wird sie eingezogen? Das Foto entstand kurz nach der Auswinterung aus der ersten Winterstarre Ende Januar 2009. Obwohl die Winterstarre fast 4 Monate dauerte, hat das Jungtier in dieser Zeit nur 1 g abgenommen. Foto: Privat
Doch die Auskunft der örtlichen niedersächsischen Behörde war ernüchternd. Zunächst wurde der Finderin vorgeworfen, dass sie den Fund nicht sofort der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde und auch nicht dem örtlichen Fundamt (!) oder Tierheim, evtl. auch der Feuerwehr, gemeldet hat. Nur im Internet nachzusehen, genüge nicht, so die Aussage des Artenschutz-Sachverständigen: „Nicht jeder hat oder nutzt das Internet. Man darf generell gefundene Sachen, auch Schildkröten, nicht einfach behalten (Vorwurf: Fundunterschlagung !).“ Klar und unmissverständlich kam dann die Aussage, dass die gefundene Schildkröte nachgemeldet werden muss. Auf meine Frage, ob dann einem gleichzeitigen Antrag der Finderin auf Duldung (Verbleib des Tieres bei der Finderin) stattgegeben wird, kam die Antwort, dass zwar ein derartiger Antrag gestellt werden kann, aber in Niedersachsen fast immer abgelehnt wird. Ein Beispiel für eine der ganz seltenen Ausnahmen sei, wenn z.B. eine alte, allein stehende Frau mit einem Papagei als „engem Bezugstier“ zusammenlebt, also eine sehr enge emotionale Bindung zwischen Tierhalter und Tier besteht. Auf meine Frage, was dann mit der gefundenen Landschildkröte geschieht, wurde mir gesagt, dass sie an einen der zahlreichen weltweiten Zoos vermittelt wird, mit denen die Hauptbehörde in Hannover zusammenarbeitet.
Sollte die Finderin die Schildkröte behalten, so ist der Besitz des Tieres in jedem Fall illegal, so die Behörde. Bemerkenswert die weitere Aussage des Gesprächspartners: sollten in den Folgejahren weitere Landschildkröten mit gültigen Papieren hinzugekauft werden und sich nach Eintritt der Geschlechtsreife Eier im Gehege finden, werden für die eventuell daraus schlüpfenden Schildkröten-Nachzuchten dann keine EU-Bescheinigungen ausgestellt, wenn die Behörde erfahren sollte, dass sich das jetzige Fundtier mit in der Gruppe aufgehalten hat. Denn, so die Begründung, es sei ja nicht auszuschließen, dass sich die "illegale Fundschildkröte" an der Vermehrung beteiligt hat. Selbst wenn man bestätigt, dass letzteres unmöglich ist, weil die Fundschildkröte beispielsweise ständig an einem anderen Ort gelebt hat, ändert dies nichts an der Situation aus Behördensicht, denn dies müsste glaubhaft nachgewiesen werden (quasi Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr) – was aber nicht möglich ist.
Horst Köhler (21. März 2009)
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Frage: Sie empfehlen in Ihrem Buch "Aufzucht europäischer Landschildkröten-Babys" Bärlauch wegen seiner gesunderhaltenden Inhaltsstoffe als Schildkrötenfutter. Wie komme ich zu diesen Pflanzen und kann ich sie in unserem Garten anpflanzen? R.T. Treuchtlingen
Antwort: Am natürlichen Standort darf Bärlauch (Allium ursinum) in keinem Fall ausgegraben und mit nachhause genommen werden, denn er steht unter Naturschutz. Im Gartenfachhandel gibt es Bärlauch-Samen, doch die Keimergebnisse sind nach meiner Erfahrung nicht allzu ermutigend. Besser ist es, man kauft in einer Gärtnerei Jungpflanzen für 2,50 bis 3 Euro je Topf oder lässt sich ein paar Pflanzen von einem Bekannten oder Nachbarn schenken, in dessen Garten Bärlauch bereits wächst. Besitzt man nämlich ein ansehnliches Beet mit Bärlauch, muss man dessen weitere Ausbreitung durch zahlreiche unterirdische Ausläufer eingrenzen, sonst wird die Pflanze bald zur Plage; in dieser Situation ist man um Abnehmer froh. Bis allerdings die Ernte so richtig lohnend ist und Blätter nicht nur für die Schildkröten, sondern auch für die Küche abwirft, vergehen ein paar Jahre. Am besten gedeiht die Würzpflanze auf humusreichen, kalkhaltigen und feuchten Böden. Je nach Länge des Winters kann man die Blätter bereits Mitte März ernten, also noch vor man Löwenzahn auf der Wiese findet. Die Blütezeit ist im Mai/Juni; ab Mitte/Ende Juni zieht er dann seine Blätter wieder ein.
Bärlauchfeld im Garten von Horst Köhler. In der Natur ist die Wildpflanze oft unter lichtem Gehölz zu finden. Ausgehend von einer einzelnen Pflanze hat er sich auch hier unter einer Korkenzieherhasel stark ausgebreitet.
Verfüttert werden sollten die Bärlauchblätter tunlichst nur vor der Pflanzenblüte. Wegen ihres charakteristischen knoblauchähnlichen Geschmacks sind sie kein Alleinfutter, sondern nur Ergänzungsfutter zum üblichen Grünfutter. Dabei reichen beispielsweise zwei bis drei klein geschnittene Blätter je 10 Löwenzahnblätter aus. Wird zu viel Bärlauch angeboten, wird er nicht gefressen.
Wer Interesse an einem Bärlauchableger zum Einpflanzen in den eigenen Garten hat und im Bereich von Augsburg wohnt, kann sich gerne bei Herrn Köhler melden (Tel. 0821/782158).Foto von Horst Köhler.
Schildkröten, die Bärlauch noch nicht kennen, müssen erst langsam an ihn gewöhnt werden: man mischt zunächst nur ein einzelnes, klein geschnittenes Bärlauchblatt unter das Hauptfutter (Wiesengrün) und steigert die Ration jede Woche etwas.
Das Verfüttern von getrocknetem Bärlauch macht meiner Meinung nach wenig Sinn, da die Wirkstoffe beim Trocknen verloren gehen.
Horst Köhler (13. April 2009)